Erbrechen gehört mit zu den häufigsten Magen-Darm-Problemen. 
Wir als Hundebesitzer fragen uns dann natürlich, was kann das sein und wie kann ich meinem Hund nun am besten helfen oder müssen wir gar zum Tierarzt fahren?

In diesem Artikel findest du die passenden Antworten dazu!

Warum erbricht sich mein Hund?

Wahrscheinlich hat sich dein Hund auch schon das ein oder andere Mal übergeben. Denn tatsächlich gehört Erbrechen zu den häufigsten Magen-Darm-Problemen. Die Ursachen hierfür können ganz unterschiedlich sein.

Ausgiebiges Gras fressen oder Stöckchen zerkauen, kann ebenso Erbrechen auslösen wie gierige Futteraufnahme, verdorbenes Futter etc. Manchmal können sogar ernsthafte Krankheiten dahinter stecken.

Übergeben kannst du das als eine Art Schutzreflex sehen. Denn so kann sich der Körper schnell und effektiv von unerwünschten oder giftigen Substanzen befreien.

Neben dem klassischen Erbrechen gibt es auch noch das sogenannte Regurgitieren, dass unbedingt davon unterschieden werden muss.

Erbrechen vs. Regurgitieren – Das sind die Unterschiede

Erbrechen, im Fachjargon auch Vomitus oder Emesis genannt, ist immer mit einem aktiven Hochwürgen von Mageninhalt verbunden. Dem Hund wird also zuerst übel.
Er zeigt:

  • Schlucken
  • Schmatzen
  • Unruhe
  • Speicheln
  • Lecken

Der vermehrte Speichelfluss führt dazu, dass die Schleimhaut der Speiseröhre auf den sauren Mageninhalt vorbereitet wird.

Anschließend fängt der Hund an zu würgen. Du erkennst es daran, dass sich die Bauchmuskulatur rhythmisch stark anspannt. Auch das Zwerchfell zieht sich zusammen. So entsteht ein Unterdruck, der den Mageninhalt aus dem Magen in die Speiseröhre und Maulhöhle des Hundes befördert.

Anschließend wird der Nahrungsbrei bzw. Mageninhalt ausgebrochen. Dabei bleibt der Kehldeckel, der sich im Kehlkopf befindet, geschlossen. So verhindert der Körper, dass Mageninhalt nicht aus Versehen in die Lunge gelangt.

Als Regurgitieren bezeichnet man nun das passive Hochwürgen von Futterbrei. Übelkeit oder das Anspannen der Bauchmuskulatur fehlt in diesem Fall.
Außerdem tritt das Regurgitieren in der Regel unmittelbar nach der Futteraufnahme auf.
Dem Hund läuft bildlich gesprochen einfach das Futter und Schleim wieder aus dem Maul.

Welche Ursachen stecken hinter dem Regurgitieren?

Auch beim Regurgitieren kommen mehrere Gründe in Betracht, z. B:

  • Megaösophagus (eine Lähmung und Erweiterung der Speiseröhre)
  • Speiseröhrenverschluss bzw. Verengungen

Regurgitieren sollte in jedem Fall vom Tierarzt abgeklärt werden!

Welche Ursachen führen zum Übergeben?

Erbrechen kann ganz, ganz viele unterschiedliche Ursachen haben. Viele hängen unmittelbar mit dem Magen-Darm-Trakt zusammen, aber auch andere Krankheiten können Erbrechen verursachen.
Außerdem unterscheidet man zusätzlich zwischen plötzlich auftretendem Erbrechen (akut) und einem länger andauerndem Geschehen (chronisches Erbrechen).

Häufige Gründe für Erbrechen:

  • zu schnelle Futterumstellung, zu viel Futter auf einmal (Magenüberladung), Futtermittelunverträglichkeiten, Futter schlingen)
  • Futtermittelallergien
  • Magenschleimhautentzündungen (Gastritis)
  • Magen-Darm-Infektionen (z. B. verursacht durch Parasiten, Bakterien oder Viren)
  • Aufnahme verdorbener Lebensmittel z. B. beim Spaziergang
  • Vergiftungen (z. B. Frostschutzmittel, Schokolade
  • Nebenwirkung von Medikamenten (z. B. Schmerzmitteln oder Antibiotika)
  • Stress, große Aufregung
  • IBD (interstinal Bowle disease – eine chronische Magen-Darmerkrankung)
  • Magengeschwür (z. B. aufgrund von Medikamenten)
  • Fremdkörperaufnahme, z. B. verursacht durch Stöckchen, Spielzeug, Socken etc.
  • Magenaufgasung oder Magendrehung
  • Darmverschluss
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis)
  • Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes

Daneben können auch andere Krankheiten, die ursächlich nichts mit dem Magen oder Darm zu tun haben, Erbrechen beim Hund verursachen:

  • Gebärmuttervereiterung (Pyometra)
  • akute und chronische Niereninsuffizienz (Nierenversagen)
  • Lebererkrankungen, z. B. Leberentzündungen, Leberinsuffizienz
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Addison (Erkrankung der Nebennierenrinde, die nicht mehr genug Hormone produziert, auch Hypoadrenokortizismus genannt)
  • andere Krebserkrankungen
  • Sonnenstich oder Hitzschlag
  • Reiseübelkeit, z. B. während der Autofahrt
  • Blutvergiftungen (Sepsis)

Zeigt dein Hund mildes Erbrechen und ist ansonsten fit, kannst du versuchen, deinem Hund zu Hause zu helfen. Denn in der Regel ist es selbstlimitierend und nach einem bzw. zwei Tagen wieder vollständig verschwunden.

Sollte das Erbrechen durch ein Medikament ausgelöst worden sein, setze dieses bitte umgehend ab und halte einmal telefonisch Rücksprache mit deinem Tierarzt und kläre, wie du jetzt fortfahren sollst.

Wann sollte ich zum Tierarzt fahren?

Eine pauschale Antwort gibt es hierauf leider nicht. Fakt ist immer wenn dein Hund Fieber hat (Körpertemperatur über 39 Grad Celsius), sehr matt und schlapp ist (er wirkt richtig krank), deutliche Schmerzen oder du z. B. gesehen hast, dass dein Hund sogenannte Giftköder aufgenommen hat, solltest du immer einen Tierarzt zurate ziehen.

Weitere Gründe, warum du unbedingt einen Tierarzt aufsuchen sollten, können sein:

  • Dein Welpe übergibt sich (leiden viel schneller unter Flüssigkeitsmangel als erwachsene Hunde)
  • Das Erbrechen tritt innerhalb kurzer Zeitabstände auf
  • Dein Hund hat zusätzlich deutliche Bauchschmerzen
  • Zusätzlich tritt Fieber auf
  • Dein Hund atmet sehr schnell und/ oder sehr schwer
  • Das Erbrechen besteht länger als 2-3 Tage
  • Dein Hund wirkt dehydriert und ist sehr schlapp
  • Dein Hund möchte zusätzlich zum Erbrechen nichts mehr fressen
  • Das Erbrochene sieht aus wie Kot oder/ und riecht nach Kot
  • Das Erbrochene ist blutig
  • Dein Hund hat zusätzlich zum Erbrechen blutigen Durchfall
  • Dein Hund kann zusätzlich keinen Urin mehr absetzen
  • Deine Hündin zeigt zusätzlich viel mehr Durst und setzt mehr Urin ab, ggf. ist auch ein Ausfluss aus der Scheide sichtbar
  • Der Bauch deines Hundes ist stark aufgebläht und vergrößert
  • Dein Hund verliert kontinuierlich Gewicht und zeigt über einen längeren Zeitraum Erbrechen
  • Dein Hund zeigt neurologische Störungen (hält den Kopf schief (Kopfschiefhaltung), bewegt sich anderes (Bewegungsstörungen oder zeigt rhythmische Augenbewegungen (Nystagmus)
  • Zusätzlich zum Erbrechen zeigt dein Hund auch Juckreiz, Hautveränderungen, Ohrentzündungen etc.

Erbrechen-beim-Hund-behandeln

Hilfe, mein Hund erbricht gelb, rot, grün, Schaum etc.!

Das Erbrochene hat eine gelbe Farbe

Die gelbliche Farbe des Erbrochenen spricht in der Regel dafür, dass es sich hierbei um Magenflüssigkeit handelt. Häufig erbrechen die Hunde auf nüchternem Magen, z. B. ganz früh morgens, nachdem die Futteraufnahme schon deutlich länger her war (Early morning vomiting).
Deshalb ist die gelbliche Farbe des Erbrochenen häufig kein Grund zur Sorge.

Hält das gelbliche Übergeben längere Zeit über an oder kann nicht mit zu langen Leerzeiten bzw. Gras fressen in Verbindung gebracht werden, sollten weitere Ursachen abgeklärt werden.

Das kannst du tun, wenn dein Hund Magensaft bzw. gelb erbricht!

Wenn dein Hund vor allem früh morgens erbricht, kannst du versuchen, die Mahlzeiten auf mehrere Portionen am Tag aufzuteilen. Am besten eine direkt vor dem zu Bett gehen. So hat der Magen immer etwas zu tun.

Das Erbrochene hat eine gelb/grüne Farbe

Erbrochens mit einer gelb/ grünlichen Farbe stammt in der Regel aus dem Dünndarm (Bereich der Galle). Mögliche Ursachen können sein:

  • übermäßige Gallenproduktion
  • chronische Leberprobleme

Tritt es häufiger auf, besser beim Tierarzt abklären lassen.

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Ein Beitrag geteilt von Anja Kruse | Tierärztin (@vetdogs.de)

Das Erbrochene ist blutig bzw. hat eine rote Farbe

Wenn das Erbrochene eine frisch rote Farbe aufweist, dann deutet das auf frisches Blut hin. Blut im Erbrochenen deutet in der Regel auf eine ernsthaftere Ursache hin (z. B. Fremdkörper, chronische Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür etc.) – Also ab zum Tierarzt!

Das Erbrochene hat eine schwarze Farbe

Wenn das Erbrochene deines Hundes eine schwarze Farbe oder schwarze Beimengungen hat, spricht das für verdautes Blut, z. B. aus dem Magen. Auch in diesen Fällen solltest du unbedingt deinen Tierarzt aufsuchen.

Das Erbrochene besteht nur aus Schaum

Es kommt sogar relativ häufig vor, dass der Hund gelben oder weißlichen Schaum erbricht. Das spricht erst mal für keine bestimmte Ursache. Behalte deinen Hund im Auge, füttere Schonkost und achte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Sollten weitere Krankheitsanzeichen auftreten oder sich der Zustand verschlechtern, solltest du deinen Tierarzt aufsuchen.

Das Erbrochene riecht wie Kot und/ oder sieht wie Kot aus

Hierbei handelt es sich um einen absoluten Notfall! Denn wenn das Erbrochene nach Kot riecht oder wie Kot ausschaut, spricht das für einen Darmverschluss. Du solltest so schnell wie möglich deinen Tierarzt aufsuchen!

Wie wird Übelkeit & Erbrechen behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der auslösenden Ursache. Deshalb sollte gerade bei heftigem Erbrechen, zusätzlichen Problemen oder chronischem Übergeben eine ausführliche Diagnostik erfolgen.

Zeigt dein Hund beispielsweise zusätzlich Mattigkeit und Appetitlosigkeit wegen einer chronischen Niereninsuffizienz, ist die Erstellung einer Nierendiät eins der wichtigsten Ziele.

Natürlich ist die symptomatische Behandlung des Erbrechens genauso wichtig. Hierfür wird dein Hund je nach Allgemeinzustand mit einer Infusionstherapie stabilisiert und eventuell vorliegende Elektrolytverschiebungen werden ausgeglichen.

Je nach Schwere der Erkrankung bekommt dein Hund gleichzeitig noch ein Medikament (Antiemetikum) gegen die Übelkeit und das Erbrechen.

Hierfür wird häufig Cerenia® eingesetzt. Auch Vomex A kann theoretisch eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um ein Präparat aus der Humanmedizin. Es wurde also speziell auf die Bedürfnisse des Menschen entwickelt. Deshalb gebe es nur nach vorheriger Rücksprache mit deinem Tierarzt!
Daneben kann auch Iberogast® angewendet werden. Auch hier bitte nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt.

Tieräztliche-online-Beratung

Warum sollte ich als Hundebesitzer nicht einfach selbstständig Medikamente gegen Übelkeit geben?

Leider gibt es auch einige Situationen, in denen es eher schädlich ist, wenn man das Erbrechen unterbindet.
Dies kann z. B. bei einer Giftaufnahme der Fall sein. Hier ist es z. B. eher förderlich, dass der Hund die Gifte erbricht und somit aus dem Körper entfernt.

Deshalb nie ohne tierärztliche Rücksprache Medikamente verabreichen!

Wie kann ich meinem Hund beim Erbrechen helfen?

Schonkost

Bei mildem Erbrechen kann es sinnvoll sein, den Hund für ca. 12-24 Stunden nüchtern zu lassen, so haben Magen und Darm genug Zeit, sich zu erholen und man reduziert die Gefahr, dass sich Allergien entwickeln können. Jedoch weiß man mittlerweile auch, dass es nach ca. 12 Stunden Nahrungskarenz zu Schäden an den Darmzotten kommt, die essenziell für die Verdauung sind.

Nach spätestens 24 Stunden sollte man mit einer Schonkost starten.

Als Schonkost eignet sich zum Beispiel:

  • gekochter Reis und gekochtes Hähnchen
  • oder gekochter Reis und Hüttenkäse
  • oder Reisschleim- bzw. Haferschleimsuppe

Die Diät sollte idealerweise mehrmals täglich (ca. 3x) angeboten werden.

Parallel können auch gekochte Leinsamen gegeben werden, denn die enthaltenen Schleimstoffe beruhigen die gereizte Magenschleimhaut.

Damit die Vertraulichkeit des Reises verbessert wird, sollte dieser ca. 15-20 Minuten länger als für sich selbst gekocht werden.

Wenn sich das Erbrechen wieder gegeben hat, sollte nach ca. 5 Tagen wieder langsam das normale Futter zugemischt werden.

Wasser anbieten & Elektrolytverluste ausgleichen

Durch das Erbrechen verliert dein Hund neben Flüssigkeit auch Elektrolyte. Das sind Mineralstoffe, die aufgelöst im Blut eine elektrische Ladung tragen. Dazu zählen Natrium, Kalium, Chlorid und Bikarbonat.
Gerade bei heftigem oder länger andauernden Erbrechen kann es zu Elektrolytverlusten kommen, die dann den Säure-Base-Haushalt des Körpers (Regulationsmechanismus, der den pH-Wert des Blutes konstant bei ungefähr 7,4 hält), durcheinanderbringen kann.
Dadurch kann es zu einer Veränderung der Blutzusammensetzung und zur Austrocknung kommen. Im schlimmsten Fall ist ein Schockgeschehen des Hundes möglich.

Deshalb sind die Flüssigkeitszufuhr und der Elektrolyt-Ausgleich 2 wichtige Maßnahmen bei der Behandlung.

Wenn dein Hund mehrere Tage hinweg erbricht oder unter einem sehr heftigen Erbrechen leidet, sollten Flüssigkeit und Elektrolyte mittels einer Infusion beim Tierarzt aufgefüllt werden.

Bei leichtem Erbrechen solltest du darauf achten, dass dein Hund ausreichend Wasser zu sich nimmt.
Wenn dein Hund nicht trinken mag, animiere ihn so lange, bis er ausreichend Wasser zu sich genommen hat.
Daneben kannst du sogenannte Elektrolytlösungen nutzen, um dem Körper Elektrolyte zur Verfügung zu stellen.

Den Hund beobachten

Verschlechtert sich sein Zustand oder kommen noch weitere Krankheitszeichen hinzu (z. B. starker Durchfall, Fieber etc.) solltest du deinen Hund doch zum Tierarzt bringen.

Das Gleiche gilt, wenn das Erbrechen länger als 2-3 Tage anhält.