Wenn dein Hund seinen Kopf ständig schüttelt oder er sich seine Ohren zum Beispiel auf dem Teppich reibt, dann werden wahrscheinlich seine Hunde-Ohren jucken. Häufig sind Ohrentzündungen wie die Otitis externa, die Ursache.

Da die Otitis externa des Hundes eine der häufigsten Ohrerkrankungen darstellen, erfährst du heute alles Wichtige über die Ursachen, Symptome und Behandlung inklusive Medikamente und Hausmittel.

Grundlagen

Das Hundeohr besteht aus drei Teilen:

  • Außenohr: Ohrmuschel (Pinna) und äußerer Gehörgang -> Modifizierung des Schalldrucks
  • Mittelohr: Trommelfell und Gehörknöchelchen -> Weiterleitung von Schallwellen
  • Innenohr: Labyrinth -> Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) & Hörnerv
Das Hundeohr-Anatomie

Bei einer Ohrentzündung des Hundes sprechen wir von einer Otitis. In diesem Blogbeitrag legen wir den Fokus auf die Otitis externa, d.h. auf die Entzündung des Außenohres. Eine Otitis media wird als Mittelohrentzündung bezeichnet, wohingegen man bei einer Otitis interna von einer Innenohrentzündung spricht.

Eine Otitis ist durch die fünf Kardinalsymptome (Leitsymptome) einer Entzündung gekennzeichnet:

Kardinalsymptome einer Entzündung

Die Otitis externa des Hundes zählt zu den häufigsten Erkrankungen in der tierärztlichen Sprechstunde. Eine mangelnde diagnostische Aufarbeitung und eine unzureichende Therapie führen zu langfristigen Misserfolgen und können die Lebensqualität deines Lieblings deutlich reduzieren.

Im Folgenden schauen wir uns genau an, wie eine Entzündung des Außenohrs entstehen kann, welche diagnostischen Vorgehensweisen es gibt, beleuchten die gängigen therapeutischen Ansätze und betrachten die diätischen Aspekte.

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Mögliche Ursachen einer Ohrenentzündung – Otitis externa

Die Otitis externa des Hundes ist eine multifaktorielle Erkrankung. Das bedeutet, dass mehrere Ursachen bzw. Faktoren zur Entstehung der Entzündung und zur Aufrechterhaltung des Krankheitsverlaufs infrage kommen und sich gegenseitig begünstigen.

Man unterscheidet:

  • Primäre Faktoren: Faktoren, die allein eine Otitis externa hervorrufen können
  • Prädisponierende Faktoren: Faktoren, die die Entzündung begünstigen
  • Perpetuierende Faktoren: Faktoren, die die Entzündung aufrechterhalten
  • Sekundäre Ursachen: Infektiöse Komplikationen, die durch die primären Ursachen entstehen

Zu Beginn der Erkrankung, d.h. in der akuten Phase, zeigt sich eine massive Rötung und Schwellung des Gehörgangs. Im Verlauf der Entzündung kommt es zu Veränderungen des Epithels (der Innenauskleidung des Gehörgangs), sodass vermehrt Cerumen (Ohrschmalz) produziert wird. Des Weiteren kommt es zur Einlagerung von Bindegewebe, was eine Verengung des Gehörgangs mit mangelhafter Belüftung zur Folge hat. Dadurch verändert sich das Milieu des Gehörgangs, die Feuchtigkeit und der pH-Wert steigen an und das Wachstum von Mikroorganismen wird weiter begünstigt.

Im Folgenden schauen wir uns die Entstehung einer Otitis externa anhand der einzelnen Faktoren genauer an:

Primäre und prädisponierende Faktoren einer Otitis externa

Primäre Faktoren: Hierzu zählen allergische Erkrankungen, Fremdkörper (Bsp. Grannen, Grashalme), sowie Umfangsvermehrungen, wie zum Beispiel Polypen und Tumore. Seltener tritt eine Otitis externa beim Hund infolge von Ektoparasiten (Bsp. Demodex-Milben, sehr selten Otodectes-Milben), Dermatitis oder Arzneimittelreaktionen auf.

Prädisponierende Faktoren: Besonders hervorzuheben sind hier rassebedingte anatomische Besonderheiten. Dazu zählen zum Beispiel Schlappohren wie beim Cocker Spaniel oder dem Basset Hound, aber auch verengte Gehörgänge, die vor allem bei kurzköpfigen Rassen wie Mops und Bulldogge zum Problem werden. Auch Feuchtigkeit im Ohr (z.B. durch Schwimmen oder Tauchen), eine übermäßige Haut- & Fellpflege (u.a. Auszupfen von Fell im Gehörgang) und eine unsachgemäße Ohrenpflege- & Reinigung begünstigen das Entstehen von Entzündungen.

Perpetuierende und sekundäre Faktoren einer Otitis externa

Perpetuierende Faktoren: Durch die Entzündung entstehen krankhafte Veränderungen wie zum Bsp. Ödeme (Wassereinlagerungen), Schwellung und Verengung des Gehörgangs und Hyperplasie der Cerumen-Drüsen (Vergrößerung der Ohrschmalz-produzierenden Drüsen). Auch eine Perforation des Trommelfells kann vorkommen und eine Mittelohrentzündung zur Folge haben.

Sekundäre Faktoren: Als sekundäre Ursachen werden infektiöse Komplikationen bezeichnet. Hierbei sind Bakterien und/oder Hefen beteiligt, welche sich aufgrund der Veränderungen der Mikroumgebung ansiedeln und vermehren können.

Begünstigende Faktoren bei einer Ohrentzündung

Symptome einer Otitis externa

Die Symptome einer Ohrenentzündung können vielfältig sein. In jedem Fall ist eine Otitis externa immer sehr schmerzhaft und sollte daher unbedingt tierärztlich abgeklärt werden. Betroffene Hunde zeigen meist Juckreiz der Ohren und eine zeitweise Kopfschiefhaltung. Tritt infolge der Entzündung Flüssigkeit (Entzündungssekret) aus dem Gehörgang aus, so ist häufig das Fell an der Ohrmuschel verklebt und weist einen muffigen Geruch auf.

Symptome einer Otitis externa

Risiken einer unbehandelten Otitis externa beim Hund

Wird eine Otitis externa nicht schnell und fachgerecht behandelt, so kann es zu einer Ruptur des Trommelfells und zu einer Otitis media oder interna kommen. Diese Hunde zeigen häufig neurologische Symptome, wie eine permanente Kopfschiefhaltung, eine Lähmung der Gesichtsnerven (Horner-Syndrom), horizontales Augenzittern (Nystagmus). In fortgeschrittenen Fällen kann es bis hin zu Gleichgewichtsstörungen und Verlust der Geh- und Stehfähigkeit kommen.

Eine weitere mögliche Komplikation ist das sogenannte Othämatom, welches umgangssprachlich auch als Blutohr bezeichnet wird. Durch das vermehrte Schütteln und Kratzen kommt es zu kleinen Gefäßrissen in der Haut und im Ohrknorpel, wodurch es zu massiven Einblutungen und einer schmerzhaften Schwellung in der Pinna kommt.

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Quelle: Von Kalumet – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10493097

Diagnose

Eine Otits externa wird durch verschiedene diagnostische Verfahren diagnostiziert.

Die einzelnen Schritte gliedern sich in:

Anamnese

Zu Beginn wird der Tierarzt einen gründlichen Vorbericht erstellen und dir viele wichtige Fragen stellen.

  • Welche Symptome zeigt dein Hund? Ist nur ein Ohr oder sind beide Ohren betroffen? Wie lange bestehen diese Krankheiten bereits? Sind die Anzeichen eher langsam schleichend oder ganz plötzlich aufgetreten? Hatte dein Hund in den vergangenen Monaten schon mal ähnliche Symptome?
  • Treten die Symptome saisonal auf? Hat dein Hund noch weitere Symptome wie Juckreiz an anderen Körperstellen, Hautveränderungen oder Magen-Darm-Probleme? Hast du in letzter Zeit das Futter gewechselt oder neue Leckerli getestet?
  • Wurde dein Hund bereits aufgrund der Symptome behandelt? Wenn ja, wann und mit welchen Medikamenten? Haben sich die Symptome verbessert?

Signalement

Das Signalement ist Bestandteil jeder Erstuntersuchung. Es beinhaltet unter anderem Rasse, Geschlecht (inkl. Kastrationsstatus), Alter und Fellfarbe. Anhand des Signalements kann der Tierarzt bereits Hinweise auf eine mögliche Alters- oder Rasseprädisposition für bestimmte Erkrankungen ableiten.

Zum Beispiel sind Hunderassen wie Cocker Spaniel, Basset Hound, Irish Setter und Pudel durch die langen Schlappohren prädisponiert für das Auftreten einer Otitis. Bei brachycephalen Rassen, wie dem Mops und Bulldoggen spielt eine Verengung des Gehörgangs eine wichtige Rolle. Beim Labrador scheint es eine erbliche Komponente zu geben, die das Risiko einer allergisch bedingten Otitis erhöht.

Auch das Alter kann bereits Hinweise auf die mögliche Ursache geben. Während bei jung adulten Hunden eine Allergie wahrscheinlich ist, ist bei älteren Fellnasen auch an Endokrinopathien (Störung des Hormonhaushalts) zu denken.

Klinische Untersuchung

Insbesondere wenn auch Symptome abseits der Ohren auftreten, ist eine allgemeine Untersuchung unerlässlich.

Bei der Untersuchung der Ohren wird zuerst die Ohrmuschel und der Eingang des äußeren Gehörgangs visuell untersucht. Im Anschluss wird der Gehörgang vorsichtig abgetastet.

Anschließend wird eine Otoskopie durchgeführt. Hierbei kann der äußere Gehörgang beurteilt werden und die Intaktheit des Trommelfells festgestellt werden. Abwehrreaktionen des Patienten, Verengungen des Gehörgangs oder Sekret im Ohr können die Untersuchung erschweren und eine Beurteilung des Trommelfells unmöglich machen.

In einigen Fällen ist es sinnvoll die Otoskopie in Narkose durchzuführen. Insbesondere eine Fremdkörperentfernung ist am wachen Patienten meist nicht möglich.

Labordiagnostische Untersuchungen

Im Anschluss an die otoskopische Untersuchung ist bei jedem Patienten eine Tupferprobe für die praxisinterne zytologische Untersuchung ratsam.

Mithilfe des Tupfers lassen sich folgende Untersuchungen durchführen:

  1. Direkte mikroskopische Untersuchung: Nachweis von Parasiten
  2. Zytologie: Der Ausstrich der Ohrtupferprobe wird angefärbt und anschließend mikroskopiert um Bakterien, Hefen und Entzündungszeller zu identifizieren und quantitativ einzuordnen. Anhand der zytologischen Untersuchung erfolgt eine Einteilung in ceruminös („schmalzig“), bakteriell, hefig oder eitrig. Auch Mischformen sind möglich. Die Zytologie liefert Hinweise auf die Ursachen der Otitis. So ist z.B. eine hefeartige Otitis meist allergisch bedingt, während einer eitrigen Otitis eine Autoimmunerkrankung zugrunde liegen kann.
  3. Bakterienkultur und Antibiogramm: Nicht bei jeder Otitis externa ist die nötig, jedoch insbesondere beim Vorkommen von stäbchenförmigen Bakterien und bei rezidivierenden Problemen ist ein Antibiogramm unerlässlich. Diese Art der Untersuchung wird meist in externen Laboren durchgeführt. Neben der genauen Bezeichnung und Klassifikation des Erregers wird auch ein Resistenztest erstellt, welcher eine bei der Entscheidung für ein geeignetes Antibiotikum hilfreich ist. Nach Vorgaben der aktuellen Tierärztlichen Hausapothekenverordnung muss beim Einsatz bestimmter Wirkstoffe eine Erregerdifferenzierung mit Antibiogramm erstellt werden.

Weitere diagnostische Tests

Ist das Trommelfell einsehbar, treten bereits neurologische Symptome auf oder besteht der Verdacht einer Otitis media oder interna, so sind bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) anzuraten.

Das diagnostisches Vorgehen bei einer Ohrenentzündung des Hundes

Therapie & Medikamente

Die Therapie richtet sich nach der primären Ursache und dem zytologischen Befund. Es ist essenziell, dass alle beteiligten Faktoren in den Therapieplan miteinbezogen werden, da es sonst zu wiederkehrenden Otitiden mit schwerwiegenden Folgen für den Patienten kommen kann.

Während Ektoparasiten relativ einfach und kostengünstig durch wirksame Präparate bekämpft werden können, ist beim Vorliegen von Umfangsvermehrungen eine aufwändige chirurgische Behandlung nötig. Auch beim Auffinden von Fremdkörpern ist meist eine Entfernung mithilfe endoskopischer Verfahren und Vollnarkose angeraten.

Allergien und Ohrentzündungen

Anders sieht es beim Thema Allergie aus. Studien zufolge stellen allergische Grunderkrankungen die häufigste Ursache für wiederkehrende und chronische Ohrenentzündungen dar! Hier ist eine gründliche Aufarbeitung für langfristige Erfolge wichtig. Für die Diagnostik und Therapie von Umweltallergien gelten intrakutane Testverfahren mit anschließender individueller Desensibilisierung als Goldstandard. Besteht der Verdacht einer Futtermittelallergie, so liefert eine Ausschlussdiät das zuverlässigste Ergebnis. Wie dir eine erfolgreiche Eliminationsdiät gelingt, erfährst du hier: Was du bei der Eliminationsdiät deines Hundes beachten musst! – Vet-Dogs

Warum gängige Allergietests oftmals keinen Sinn machen, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen: Warum ein Allergietest oftmals keinen Sinn macht – Vet-Dogs

Damit sich ein Therapieerfolg einstellt, ist auch ein Blick auf die sekundären Ursachen essenziell. Hier ist der zytologische Befund entscheidend. In der Regel ist eine lokale antibiotische und antimykotische Behandlung, oftmals auch in Kombination mit Kortikosteroiden zielführend. Damit die Präparate optimal wirken können, ist eine sachgemäße Reinigung des Ohres wichtig. Nach Ende der angestrebten Medikation sollte in jedem Fall eine Therapiekontrolle mit erneuter Zytologie stattfinden.

Um die Schmerzen zu lindern und das Wohlbefinden deines Lieblings zu steigern, können kurzfristig auch entzündungshemmende und abschwellende Medikamente (Bsp. Meloxicam, Prednisolon) zum Einsatz kommen.

Therapie einer Otits externa

Quellen

Laboklin aktuell, Otitis externa: Diagnose und Therapie, 04/2023

Laboklin aktuell, Otitis externa beim Hund – Datenauswertung von Ohrtupferproben aus dem Jahr 2016, 08/2021

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