Anatomie und Physiologie

Die Bauchspeicheldrüse wird als Pankreas bezeichnet. Dieses Organ ist eine gelappte Drüse, mit röhren- und bläschenförmiger Architektur, welche direkt neben dem Duodenum (einem Teil des Dünndarms) in das Netz (das sogenannte Mesenterium) eingebettet ist.

Funktionell kann die Bauchspeicheldrüse in einen endokrinen und exokrinen Teil unterteilt werden. Über den exokrinen Teil des Pankreas kommt demnächst ein gesonderter Blogbeitrag.

Der endokrine Anteil der Bauchspeicheldrüse liegt in Zellgruppen, den sogenannten Langerhans Inseln (Inselzellen) eingebettet zwischen den exokrinen Anteilen des Pankreas.

Die Langerhans Inseln bestehen aus verschiedenen Zelltypen, welche Hormone bilden:

  • α-Zellen: Bildung von Glukagon (Erhöhung des Blutzuckerspiegels)
  • β-Zellen: Bildung von Insulin (Senkung des Blutzuckerspiegels)
  • δ-Zellen: Bildung von Somatostatin (Bedeutung als Wachstumsfaktor)
  • PP-Zellen: bilden des pankreatisches Polypeptids (Hemmung von Darmmotilität und Gallenfluss)

Die Regulation des Blutzuckerspiegels ist in folgender Grafik dargestellt:

Regulation des Blutzuckerspiegels beim Hund

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Die Erkrankungskomplexe Pankreatitis und exokrine Pankreasinsuffizienz werden hier behandelt (kommt demnächst).

Diabetes Mellitus

Diabetes mellitus ist beim Hund eine der häufigsten endokrinen Erkrankungen und kommt vermehrt bei älteren Tieren zwischen dem 7. und dem 10. Lebensjahr, vor allem bei übergewichtigen Tieren vor. Beim Hund tritt ein Diabetes mellitus infolge Dysfunktion der β-Zellen und des daraus resultierenden Insulinmangels (Diabetes Typ I) auf.

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Klassische Symptome eines Diabetes mellitus sind vermehrtes Trinken und häufiger Urinabsatz (Polydipsie/Polyurie) sowie Gewichtsverlust bei gesteigertem Appetit. Im Krankheitsverlauf kann es zu einem Katarakt (Trübung der Augenlinse) kommen, welches zur Erblindung betroffener Hunde führen kann. Harnwegsinfektionen, Infektionen der Haut und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind häufige Begleiterscheinungen.

Aber auch eine Nervenlähmung (Diabetische Polyneuropathie) kann in seltenen Fällen vorkommen.

Diagnose und Therapie eines Diabetes mellitus

Die Diagnose eines Diabetes mellitus wird nach Schilderung der Symptome und einer gründlichen tierärztlichen Untersuchung durch labordiagnostische Parameter bestätigt.

Vor Beginn der Insulintherapie sollten mögliche Folge- und Begleiterkrankungen abgeklärt und behandelt werden. Entzündliche Prozesse oder Infektionen erschweren die Einstellung des Blutzuckers enorm.

Labordiagnostisch ist ein großes Blutbild, blutchemische Parameter und die Bestimmung der spezifischen Pankreaslipase sinnvoll. Auch eine Urinuntersuchung zur Abklärung von Harnwegsinfektionen wird empfohlen.

Typische Laborbefunde sind Glukosurie (Zucker im Urin), ein erhöhter Blutzuckerspiegel und ein erhöhter Langzeitzuckerwert (Fruktosamin). Häufig zeigt sich auch eine Erhöhung der Leberenzyme sowie einer Erhöhung der Blutfette, bedingt durch eine Hepatolipidose (Leberverfettung). Des Weiteren werden Erkrankungen ausgeschlossen, welche ähnliche Symptome verursachen können, wie zum Beispiel Morbus Cushing oder Nierenerkrankungen.

Die Therapie erfolgt mittels Insulin-Injektionen im Abstand von 12 Stunden. Diese Applikationen sollten genau mit der Futteraufnahme abgestimmt werden. Eine Feinjustierung der Dosis, sowie regelmäßige Dosisanpassungen erfolgen mittels eines Blutzuckertagesprofils und unter engmaschigen tierärztlichen Kontrollen.

Neben der Behandlung mit Insulin ist auch eine Optimierung der Fütterung ein wichtiger Aspekt, der maßgeblich zum Therapieerfolg beiträgt.

Da Diabetes mellitus beim Hund in der Regel nicht heilbar ist, müssen sich Besitzer auf eine lebenslange Behandlung einstellen.

Untersuchung Diabetes Mellitus beim Hund

Tumoröse Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Bei den Neoplasien des Pankreas folgt die Einteilung in Adenome und Karzinome.

Pankreasadenome (gutartige Tumore) sind sehr selten und spielen beim Hund keine relevante Rolle.

Pankreaskarzinome (bösartige Tumore) dagegen sind zwar ebenfalls nicht häufig, kommen aber gelegentlich beim Hund vor. Durch das invasive Wachstum und die hohe Metastasierungsrate (Streuung der Tumorzellen) sind sie meist letal (tödlich).

Eine Sonderform der pankreatischen Neoplasien stellen Insulinome dar. Dies sind (meist maligne) Tumore der β-Zellen des Pankreas, welche vermehrt und autonom (unabhängig von Regulationsmechanismen) Insulin produzieren und gefährliche Hypoglykämien (Unterzuckerung) verursachen.

Von neoplastischen Erkrankungen ist die sogenannte „noduläre Hyperplasie“ abzugrenzen. Dies ist eine altersbedingte Erscheinung ohne klinische Bedeutung, bei der innerhalb des exokrinen Pankreas kleine knotenähnliche Erhebungen auftreten. Dies ist ein häufiger Zufallsbefund bei der Ultraschalluntersuchung älterer Patienten.

Sonstige Erkrankungen des Pankreas

Bei einem hochgradigen parasitären Befall des Tieres kann es zu einer Verlegung der Pankreasgänge durch Würmer und infolgedessen zu einer Verstopfung und Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen. Auch Fremdkörper können zu einer Obstruktion der Bauchspeicheldrüsengänge führen und schwerwiegende, lebensbedrohliche Entzündungen oder Abszesse mit sich ziehen. Durch die Verlegung des Gangsystems kann es zu einem Absterben oder einer Degeneration von Zellen kommen.

In Folge einer Entzündung des Pankreas ist die Entstehung von sogenannten Pseudozysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in oder in der Nähe des Pankreas) möglich.

Labordiagnostische Parameter zur Beurteilung des endokrinen Pankreas

Glukose

Hunde, die an einem Diabetes mellitus erkrankt sind, weisen auch nüchtern deutlich erhöhte Blutzuckerwerte auf (Hyperglykämie). Diese Hyperglykämie wird durch die Bestimmung des Fruktosamin-Wertes weiter verifiziert.

Niedrige Glukosekonzentrationen (Hypoglykämie) können durch einen lagerungsbedingten Zuckerabbau entstehen. Klinische Ursachen für eine Hypoglykämie sind Hungerzustände, eingeschränkte Glykogenspeicherkapazitäten der Leber, ein gesteigerter Glukoseverbrauch oder paraneoplastische Syndrome. Auch bei Insulinomen tritt eine Hypoglykämie auf. Zur Diagnose eines Insulinoms kann die Insulinkonzentration im Blut bestimmt werden und die sogenannte Amended Glukose-Insulin-Ration berechnet werden.

Eine Besonderheit beim Jagdhund ist die sogenannte Hunting-Dog-Hypoglykämie, bei der es durch körperliche Anstrengung zu einem schnellen Glukoseverbrauch kommt.

Glukose kann auch im Urin bestimmt werden. Ein Nachweis von Glukose im Urin ist beim Hund immer krankhaft und sollte grundsätzlich diagnostisch abgeklärt werden. Des Weiteren erhöht eine Glukosurie das Risiko einer Harnweginfektion.

Fruktosamin

Frukotsamin wird auch als Langzeitzuckerwert bezeichnet. Dieser Wert ist dazu geeignet, zu differenzieren, ob eine Hyperglykämie transient (vorübergehend) oder persistent (anhaltend) ist.

Da Fruktosamine eine Halbwertszeit von 2 bis 3 Wochen haben, gibt bereits eine einzelne Messung verlässliche Hinweise auf den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel in diesem Zeitram. Hunde mit Diabetes mellitus zeigen typischerweise einer erhöhten Fruktosaminwert. Dieser ist immer in Zusammenhang mit der Totalproteinkonzentration zu bewerten. Niedrige Proteinkonzentrationen können zu einer Fehlbeurteilung des Fruktosamins führen.

Erhöhte Fruktosaminwerte treten nicht nur in der sogenannten „diabetischen Stoffwechsellage“, sondern auch bei anderen endokrinen Erkrankungen, wie Hyperthyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) oder Hyperadrenokortizismus (M. Cushing) auf.

Fruktosaminkonzentrationen unterhalb des Referenzbereichs können auf Tumorerkrankungen (u.a. Insulinome), Lebererkrankungen und Hypoadrenokortizismus (M. Addison) hinweisen.

Ketonkörper

Zu den Ketonkörpern zählen Azetazetat, Azeton und β-OHB (β-Hydroxybutyrat).

Diese Ketonkörper entstehen, wenn die Energie aus Fetten gewonnen werden muss. Diese sogenannte β-Oxidation von Fettsäuren tritt bei Hungerzuständen, aber auch bei Diabetes mellitus auf. Steigende Ketonkörperkönzentrationen in Blut und Urin können auf eine diabetische Ketoazidose (DKA) hinweisen. Dies ist eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, welche umgehend intensivmedizinisch behandelt werden muss.

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Fütterungsempfehlungen bei Diabetes Mellitus

Der Typ-I-Diabetes gehört beim Hund zu den häufigsten endokrinologischen Erkrankungen. Ausreichend Bewegung und diätische Maßnahmen zählen nach der Therapie mit Insulin zu den wichtigsten Aspekten, um deine Fellnase optimal zu unterstützen.

Folgende Dinge solltest du bei der Fütterung beachten:

  • Konstante Futterzusammensetzung: Eine gleichbleibende Zusammensetzung der Ration verhindert eine unnötige Variation des Insulinbedarfs. Sowohl geeignete Fertigfutter (idealerweise spezielle Diätfutterfuttel wie von Royal Canin*) als auch Eigenrationen kommen hierfür infrage.
  • Erhöhung des Ballaststoffgehalts: Durch den Einsatz von Faserstoffen wie Bsp. Weizenkleie (z. B. Bio-Weizenkleie von Spielberger Mühle*) wird die Glukosefreisetzung zu verzögert und das Darmmilieu unterstützt. Als Zielwert für den Rohfasergehalt gelten ca. 4-5% (bezogen auf die Trockensubstanz)
  • Anpassung des Kohlenhydratanteils: Der Anteil an Kohlenhydraten sollte auf maximal 50% der Ration beschränkt werden. Hierfür sollten vor allem Kohlenhydratquellen gewählt werden, welche eine langsame Glukosefreisetzung begünstigen (= Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index). Geeignet sind zum Beispiel Hirse (z. B. in Form von Flocken*) und Mais (auch als Maisflocken* erhältlich).
  • Bedarfsdeckende Proteinversorgung: Die Versorgung mit Eiweiß sollte bedarfsdeckend oder etwas über Bedarf sein. Es eignen sich vor allem hochwertige Proteinquellen wie Muskelfleisch und Milchprodukte.
  • Anpassung der Fütterungsfrequenz: Deine Fellnase sollte 2x täglich, parallel zur Insulin-Applikation gefüttert werden. Der optimale Abstand zwischen den Mahlzeiten beträgt 12 Stunden.
  • Anpassung der Energiezufuhr: Gerade bei adipösen Hunden spielt Gewichtsmanagement eine zentrale Rolle für den Therapieerfolg. Abnehmtipps für deinen Hund findest du hier: Dein Hund ist zu dick? Hol Dir meine besten Tipps zum Abnehmen – Vet-Dogs
  • Vermeidung ungeeigneter Futtermittel: Häufig enthalten Kaustangen und Leckerli Zucker (manchmal auch in Form von Honig). Bei einem Hund mit Diabetes mellitus sollten leicht verfügbare Mono- und Disaccharide unbedingt vermieden werden!
Diätische Empfehlungen

Quellen & weiterführende Literatur

Donald McGarvin, James F. Zachary „Pathologie der Haustiere“ 1. Auflage (2009)

Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.): „Praktikum der Hundeklinik“ 11.  Auflage (2012)

Chen Gilor, Thomas K Graves „Diabetes Mellitus in Cats and Dogs“ (2023); PMID: 37028830

Behrend et al., „AAHA Diabetes Management Guidelines for Dogs and Cats“ (2018); PMID: 29314873

Laboklin aktuell: „Diabetes mellitus bei Hund und Katze – Diagnose und Management mit Laboklin-Profilen“, 09/2018

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