Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen

Nierenerkrankungen, allen voran die chronische Niereninsuffizienz gehört leider zu den häufigsten Erkrankungen des älteren Hundes. Man geht davon aus, dass zwischen 2 und 5 % der Hunde davon betroffen sind und es somit zu den häufigsten Todesursachen bei älteren Patienten gehört.

Das fatale, die Erkrankung beginnt meistens schleichend und als Hundebesitzer ist sie anfangs überhaupt nicht sichtbar. Erst wenn über 50 % der Nierenfunktion ausgefallen ist, werden Symptome beim Hund sichtbar.

Du siehst, es muss schon sehr viel Nierengewebe „kaputt gehen“ bis der Hund überhaupt sichtbar krank wird.

Die chronische Niereninsuffizienz

Die chronische Niereninsuffizienz (auch CNI abgekürzt) entsteht, wenn gesundes Nierengewebe so geschädigt wird, dass es seine Funktionen im Stoffwechsel nicht mehr wahrnehmen kann.

Die Ursachen der chronischen Niereninsuffizienz sind vielfältig. Es gibt angeborene Erkrankungen und erworbene Niereninsuffizienzen, die als Folge einer anderen Ursache entstehen, z. B. Autoimmunerkrankungen, Gifte, entzündliche Erkrankungen, Infektionskrankheiten (Leptospirose), Medikamente, Tumore, Nierensteine etc.

Die Hauptaufgaben der Nieren sind:

  • Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten (z. B. Harnstoff, Kreatinin, Urate, Phosphate)
  • Rückresorption von bestimmten Substanzen, sodass diese nicht oder nur im geringen Maße mit dem Urin ausgeschieden werden (Kohlenhydrate, Aminosäuren, Fettsäuren)
  • Ausscheidung und Rückgewinnung von Elektrolyten und Wasser, zur Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushaltes, sowie dem Säure-Basehaushalt.
  • Aktivierung und Inaktivierung von Hormonen sowie Rückgewinnung und Ausscheidung derselben.

Bei der Behandlung einer chronischen Niereninsuffizienz spielt die Umstellung der Ernährung (Nierendiät) eine essentielle Rolle. Man möchte somit mehrere Ziele erreichen:

Da das Krankheitsbild der chronischen Niereninsuffizienz sehr komplex ist, werde ich dazu nochmal gesondert einen Blogartikel schreiben.

Sinnvolle Vorsorgeuntersuchung

Angesichts dessen, dass viele Hunde im Seniorenalter an einem Nierenleiden erkranken, kann ich allen Senior Besitzern nur raten, im Rahmen eines jährliches Checks die Nierenwerte des Hunde überprüfen zu lassen. So können Veränderungen rasch nachgewiesen werden und falls nötig, frühzeitig mit einer Nierendiät und Therapie gestartet werden. Das wiederum verbesserst die Prognose insgesamt.

Denn wie anfangs beschrieben, zeigen die Hunde erst klinische Symptome, wenn bereits mehr als 50 % des Nierengewebes geschädigt sind.

Ein Hund, der eine Nierendiät erhält, muss diese lebenslang bekommen.

Die Nierendiät beim Hund

Neben einer moderaten Proteinzufuhr ist vor allem die Phosphorreduktion essentiell um die Nieren vor weiteren Schäden zu schützen.

Im Folgenden liste ich Dir die einzelnen Komponenten des Futters auf:

Proteine

Hinsichtlich der Proteinzufuhr gibt es teilweise unterschiedliche Meinungen.

Die meisten Experten halten eine moderate Proteinaufnahme für das Beste, denn je weniger Eiweiß aufgenommen wird, umso weniger Stickstoffverbindungen belasten die Nieren und den Körper.

Darüber hinaus sollte das angebotene Protein hochverdaulich sein.
Gleichzeitig enthält eine eiweißreduzierte Diät weniger Phosphor, da dieser in der Regel an Einweiß gebunden vorliegt.

Es gibt jedoch auch Studien, die zeigen, dass eine eiweißreiche Fütterung nicht unbedingt schlechter ist als eine eiweißarme Diät. So zeigten diese zwei Studien (BOVÉE et al. und FINCO et al.), dass es zu keiner Verschlechterung der klinischen Symptome oder Laborparameter kam trotz eiweißreicher Fütterung.

Man vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen dem Stadium der Niereninsuffizienz, dem Grad des Gehaltes an harnpflichtigen Substanzen im Blut (Azotämie) und den Auswirkungen des Proteingehaltes liegt.

Konnten bereits beim Hund harnpflichtige Substanzen im Blut nachgewiesen werden (Azotämie), verschlechtert sich diese und der Gesamtzustand des Hundes unter einer eiweißreichen Fütterung.

Sodass man sagen kann, dass ein moderater Proteingehalt (und bei Hunden mit sehr schlechten Laborwerten deutlich geringe Proteingehalte) angestrebt werden sollten.

Insgesamt sind sich alle Experten einig, dass mit der richtigen Nierendiät, eine Verbesserung der Symptomatik erzielt und das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamt wird.

Die Studie KRONFELD(1993) und einige andere bestätigen, dass ein moderater Protein- und Phosphatgehalt die besten Ergebnisse liefern.

Ein extrem niedriger Proteingehalt sollte vermieden werden. Denn so entsteht leicht ein Proteinmangel, was wiederum zum verstärkten Abbau von Muskeln und Gewebe führt. Der Abbau von körpereigenen Proteinen hat zur Folge, dass vermehrt harnpflichtige Substanzen anfallen sowie den Hund insgesamt schwächt.

Mineralstoffe – vor allem Phosphor

Ganz essentiell bei der Behandlung einer Niereninsuffizienz ist die Reduktion des Phosphorgehaltes im Futter.

Insgesamt sollte die Phosphoraufnahme sollte nicht über 45 mg/kg KG/ Tag liegen (Quelle: Ernährung des Hundes, Helmut Meyer u. Jürgen Zentek, Aufl. 8)

Phosphor wird mit der Nahrung aufgenommen und im Körper für unzählige Funktionen gebraucht (z. B. Aufbau der Knochen, Zähne, Bausteine für Zellmembranen, DNS etc. ). Im Körper wird nahezu der gesamte Phosphor mit Sauerstoff verbunden und bildet so Phosphat.

Nicht benötigtes Phosphat wird beim gesunden Hund über die Niere ausgeschieden.

Ist dieser Vorgang aber durch eine chronische Niereninsuffizienz gestört, sammeln sich Phosphate im Körper an. Es kommt zu einem Phosphatüberschuss in Kombination mit einem Kalziummangel.
Dies wiederum führt zur Stimulation der Nebenschilddrüse, die vermehrt das Hormon Parathormon (PTH) ausschüttet – man nennt das auch sekundären Hyperparathyreoidismus.

Dieser Vorgang führt letztendlich zu einer Entkalkung der Knochen und zu einer Verkalkung der Nieren, was wiederum die Niere stark schädigt.

Deshalb sollte die Nierendiät des Hundes vor allem phosphorarm sein. Gegebenenfalls kann auch das Zufüttern eines Phosphatbinders nötig sein.

Alle anderen Mineralstoffe sollten entsprechend des Erhaltungsbedarf gefüttert werden.

Wie wirken Phosphatbinder?

Einfach gesagt, sind es Verbindungen, die Phosphor, das mit der Nahrung aufgenommen wird, im Speichel, in der Gallensäure und im Darminhalt binden und so verhindern, dass es im Darm aufgenommen und über die Niere ausgeschieden wird. Das so gebundene Phosphor wird mit dem Kot ausgeschieden.

Der Einsatz eines Phosphatbinders wird dann empfohlen, wenn die phosphorreduzierte Diät alleine nicht ausreicht um den Phosphorgehalt zu senken. Man muss aber beachten, dass hohe Phosphorgehalte den Effekt der Phosphatbindern schmälern. Daher sollte der erste Schritt immer die Phosphorreduktion im Futter selbst sein.

Zusätzlich neutralisieren Phosphatbinder die Magensäure (Antazida) und werden daher gerne als Magenschutz zur symptomatischen Therapie bei Magengeschwüren, Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden eingesetzt.

Folgende Phosphatbinder werden eingesetzt:

Calciumhaltige Phosphatbinder

Diese sind als Calciumcitrat, Calciumcarbonat und Calciumacetat erhältlich und sind frei verkäuflich. Nachteilig ist das sie nicht soviel Phosphor binden können und daher in großen Mengen verfüttert werden müssen.
Als Folge einer Langzeittherapie mit calciumhaltigen Phosphatbindern kann sich eine Hypercalcämie entwickeln. Um die Aufnahme des Calciums über den Darm zu mindern, sollten calciumhaltige Phosphatbinder immer mit den Mahlzeiten verabreicht werden.

Häufig genutze Produkte sind z. B. Ipaktine*, ReConvales® AntiPhos* oder Renal Combi* ebenfalls von Alfavet, welches aus Phosphatbinder, Calciumsalzen, Natriumbicarbonat, Chitosan, Fructo-Oligosacchariden und Olivenextrakt zusammengesetzt ist.

Lanthancarbonat

Lanthanverbindungen sind Phosphatbinder der neueren Generation.  Nach anfänglicher Euphorie wurden Präparate auf Basis der seltenen Erde Lanthan vom Markt genommen. Denn Toxizitätsuntersuchungen zeigten hohe Lanthankonzentrationen in zahlreichen Geweben bei Hunden.

Bei der Anwendung sollte beachtetet werden, dass alle Phosphatbinder für eine optimale Wirkung, gut mit dem Futter vermsicht werden müssen.

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Vitamine

Infolge eines vermehrten Ausscheidens wasserlöslicher Vitamine, kann das Zufüttern von B Vitaminen sinnvoll sein.
Bei einer Niereninsuffizienz sollten die B Vitamine um das 2-3 fache des Erhaltungsbedarf substituiert werden.

Daher werden häufig Futterergänzungsmittel eingesetzt, um die B-Vitamin-Zufuhr anzuheben. Genutzt werden kann, z. B. B-VIT Complex Tabletten von CP-Pharma*,DOG FIT by PreThis®* oder B-Vitamine von Futtemedicus*.

Bitte beachte: In einem Diätfuttermittel oder bei Eigenrationen mit Komplett-Ergänzunsmitteln kann der B-Vitamin Bedarf bereits dadurch vollständig gedeckt sein! Daher sollte eine Nierendiät immer individuell berechnet werden!

Vitamin C
wird bei Hunden in der Leber hergestellt und eine Zufütterung ist theoretisch nicht erforderlich. Da Vitamin C jedoch auch antioxidative Eigenschaften hat, kann eine Zufütterung für diesen Zweck sinnvoll sein. Idealerweise sollte ein Kombiprodukt genutzt werden, welches verschiedene Antioxidanzien enthält, z. B. ImmuStim H* von Almapharm oder Novomineral Senior Support von Napfcheck*.

Vitamin D wird in der Niere in seine aktive Form (1.25 Dihydroxycholeacalciferol – Calcitriol) umgewandelt. Bei schweren Nierenschäden kann somit diese Umwandlung eingeschränkt sein. In diesen Fällen ist das Verabreichen von Calcitriol sinnvoll.

Omega-3-Fettsäuren

Eine weitere must-have Ergänzung sind langkettige Omega-3-Fettsäuren (v.a. EPA und DHA). Sie wirken sich günstig auf Entzündungsprozesse aus, verringern den arteriellen Blutdruck und schützen so die Nieren. Geeignet sind Algenöle, Fischöle oder das ausreichende Verfüttern von Lachs etc.

Als Omega-3-Quelle nutze ich gerne: die Algenölkapseln* von Napfcheck als vegane Variante oder das Omega-3-Öl* von Napfcheck, da es reich an EPA und DHA ist.

Da man beim Kauf und bei der Lagerung von Omega-3-Fettsäuren einiges falsch machen kann, empfehle ich dir auch meinen ausführlichen Bericht zu den verschiedenen Ölen in der Hundeernährung zu lesen.

Kohlenhydrate/ Faserstoffe

Um die Gesamtmenge der Abfallstoffe (Ammoniak) aus dem Darm zu reduzieren, ist der Einsatz von fermentierbaren Kohlenhy­draten (Präbiotika) eine tolle Sache und gerade bei fortgeschrittenen Niereninsuffizienzen ein absolutes Muss!

Die Benefits sind:

  • Die Darmpassage wird beschleunigt,
  • wirken als „gutes Bakterienfutter“ und drängen so die schlechten Bakterien zurück
  • durch einen sauren pH Wert, wird Ammoniak NH3 zu Ammonium NH4+ umgewandelt und mit dem Kot ausgeschieden

Besonders geeignet sind z. B. Laktose, Laktulose oder Pektin. Geeignete Produkte sind: AA Laxulon, Laxatract von Dechra oder reines Apfelpektin*

Dafür beginnt man zunächst Laktulose oder Pektin zu zufüttern und steigert die Menge auf 1 g/kg Körpergewicht (Pektin) oder 2 g/kg Körpergewicht (Lactulose). Wenn man zu schnell zu hohe Mengen füttert, kann als Nebenwirkung Durchfall auftreten.

Antioxidantien

Nährstoffe wie Vitamin E, Vitamin C oder Taurin sind wirksame Antioxidantien, die freie Radikale abfangen und neutralisieren.

Aus der Humanmedizin weiß man inzwischen, dass Menschen mit einer Niereninsuffizienz höherem oxidativen Stress ausgesetzt sind und somit vermehrt freie Radikale bilden. Die wiederum Zellschäden verursachen können. Deshalb ist das Zufüttern von Antioxidantien gerade bei Hunden mit Nierenproblemen sinnvoll.

Eine natürliche Quelle für Vitamin E ist z. B. Weizenkeimöl.
Einen hohen Vitamin C Gehalt haben beispielsweise Hagebutten.

Außerdem wirken sich Äpfel, Sellerie, Beerenobst, Goldrute, Birkenblätter etc. positiv aus, da sie bestimmte Pflanzenstoffe enthalten, die antioxidativ wirken.

Idealerweise sollte ein Komplett-Mineralfutter eingesetzt werden, welches speziell für Hunde mit Nierenproblemen entwickelt wurde, z. B. von Napfcheck* oder Futtermedicus*.