Ich freue mich, dass du dich auch für den zweiten Artikel zum großen Thema „Futtermittelallergie beim Hund“ interessierst.
In diesem Teil geht es um die Diagnostik einer Allergie und um die Ausschlussdiät. Ich zeige dir ganz genau, was man darunter versteht und wie diese durchgeführt wird.

Zur Erinnerung, im ersten Teil habe ich dir bereits gezeigt:

  • Wie sich eine Futtermittelallergie äußert
  • Wie sie entsteht
  • Und was im Hundekörper passiert

Die Allergie Abklärung benötigt “Detektivarbeit”

Wie schon im ersten Teil beschrieben, leiden die allermeisten Hunde mit einer Allergie vor allem unter Juckreiz, der oft auch gepaart ist mit Magen-Darm-Problemen, wie Durchfall, Blähungen, vermehrtes Schmatzen etc.

Da es aber auch andere Krankheiten gibt die Juckreiz und Co. auslösen können, müssen im ersten Schritt alle anderen Krankheiten, wie Milben, Pilze, Parasiten oder Autoimmunerkrankungen ausgeschlossen werden.
Zusätzlich gehört zu einer guten Allergie Abklärung immer ein ausführliches Vorgespräch.

 

Darin auftauchen sollten Fragen, wie:

  • Welche Anzeichen zeigt der Hund
  • Liegt ein Juckreiz Tagebuch vor
  • Wie war die Entwicklung der Krankheit
  • Treten die Anzeichen immer auf oder z. B. nur zu bestimmten Jahreszeiten?
  • Was wurde bisher gemacht und welche Ergebnisse wurden erzielt
  • Wie sieht die Fütterung, Haltung etc. aus
  • etc.

Wenn diese Untersuchungen negativ ausfallen und man sich nach dem Beratungsgespräch relativ sicher ist, dass der Hund unter einer Allergie leidet, begibt man sich auf die Suche nach der entsprechenden Allergie-Art.

Wie beschrieben gibt es drei verschiedene Allergie-Arten beim Hund:

  1. Die Flohspeichelallergie
  2. Die Futtermittelallergie
  3. Die Umweltallergie

Da die Symptome, die der Hund zeigt (z. B. Juckreiz), theoretisch auf jede dieser Allergie-Arten zutreffen kann, muss man wie ein Detektiv nach der richtigen Allergieform suchen.
Und das geht nur, indem man eins nach dem anderen ausschließt.

Das bedeutet also ganz konkret:

Die einzelnen Schritte der Allergie Abklärung

Der erste Schritt

Im ersten Schritt versucht man eine Flohspeichelallergie auszuschließen, indem man dem Hund eine Flohprophylaxe verabreicht.
Wenn dein Hund natürlich bereits unter einem Flohschutz steht, kann dieser Schritt auch entfallen.
Zusätzlich sind die Juckreiz Lokalisationen bei einer Flohspeichelallergie typischerweise anders verteilt als bei der Futtermittel- und Umweltallergie. Dieses Wissen kann einem bei der Suche nach der richtigen Allergieform helfen.

Bleibt der Juckreiz trotz Flohschutz bestehen, leidet der Hund wahrscheinlich nicht unter einer Flohspeichelallergie und man muss weitersuchen.

 

Der zweite Schritt

Im zweiten Schritt schaut man, ob der Hund an einer Futtermittelallergie leidet und führt eine sogenannte Ausschlussdiät durch. Was man genau darunter versteht, zeige ich dir später noch.
Wenn auch das negativ ausfällt, liegt der Verdacht sehr nahe, dass der Hund unter einer Umweltallergie leidet und somit gegen bestimmte Stoffe aus der Umwelt allergisch reagiert (Hausstaub, Pollen, Schimmelpilze etc.).

Du siehst also, so einer Allergiediagnostik kann recht langwierig, aufwendig und manchmal auch sehr kräftezerrend sein.
Aber in jedem Fall lohnt es sich dran zu bleiben und die richtigen Auslöser zu finden!

Tatsächlich würde ich dir in jedem Fall dazu raten gerade für eine Allergieabklärung einen Spezialisten zu suchen. Mittlerweile gibt es viele Tierärzte und sogar Tierarztpraxen die sich nur auf die Dermatologie (Hautkrankheiten) spezialisiert haben. In der Liste von “alles Tiere” findest du sicherlich auch einen Kollegen in deiner Nähe.
Denn mal ehrlich, du gehst mit einer Hautkrankheit ja auch zum Experten.

Ein Allergietest liefert leider keine sicheren Antworten ob eine Allergie vorliegt

Wenn ich in meiner Praxis Kunden zur Allergie Abklärung habe, kommt in der Regel spätestens jetzt die Frage auf: “Aber da gibt es doch auch solche Allergietests. Können wir die dafür nicht nehmen?”
Und meine Antwort lautet stets “Nein”.

 

Warum das so ist, zeige ich dir jetzt:
Das Problem bei den Allergietests ist, dass sie lediglich die Höhe einer bestimmten Antikörperart messen (IgE).
Das Vorhandensein dieser besagt aber lediglich, dass der Körper irgendwann mal Kontakt mit diesem Stoff hatte und entsprechend Antikörper gebildet hat. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Hund auch eine Allergie gegen diesen Stoff entwickelt hat.

Deshalb bedeutet ein positives Ergebnis nicht automatisch, dass der Hund auch wirklich eine Allergie gegen diesen bestimmten Stoff hat.

Studien zeigten ganz klar, dass der sogenannte negative Vorhersagewerte bei 86,7% liegt und der positive Vorhersagewert bei 15,4%.

Das bedeutet, dass nur 15,4% der untersuchten Hunde auch wirklich gegen die positiv getesteten Stoffe allergisch sind.
Also: wurde dein Haund beispielsweise positiv auf Huhn, Pferd und Lamm getestet, ist dein Hund nur zu 15,4% auch wirklich allergisch dagegen!

Im Umkehrschluss bedeutet das ganz klar: Spar dir das Geld und mach eine richtige Ausschlussdiät!

Einige Tierarztpraxen nutzen den Allergietest um herauszufinden, wogegen der Hund höchstwahrscheinlich NICHT allergisch ist. In diesem Fall hat der Allergietest eine Aussagekraft von ca. 86,7%. Das ist zwar deutlich besser als die positive Aussagekraft aber die Fehlerquote ist dennoch meines Erachtens zu hoch.

 

Deshalb nochmal:

Grundsätzlich ist aber die Ausschlussdiät die beste Möglichkeit eine Futtermittelallergie zu diagnostizieren!

Ein Allergietest macht nur in einem Fall Sinn

Und zwar in dem Moment, wenn man weiß, dass der Hund tatsächlich unter einer Umweltallergie leidet. Die Ergebnisse des Allergietests können dann für eine Desensibilisierung des Hundes herangezogen werden und dazu genutzt werden, um z. B. die Wohnung entsprechend zu verändern etc.

Das A & O einer Ausschlussdiät oder Durchhalten ist alles

Wie schon oben geschrieben, stellt die Ausschlussdiät (auch Eliminationsdiät genannt) die beste Möglichkeit dar eine Futtermittelallergie nachzuweisen und sollte immer durchgeführt werden!

Bei einer Ausschlussdiät füttert man dem Hund eine Kohlenhydratquelle (z.B. Hirse) und eine Eiweißquelle (z.B. Pferd) die der Hund bisher noch NIE gefressen hat.

Denn wie ich dir im ersten Teil schon gezeigt habe, kann sich eine Allergie erst dann entwickeln wenn der Hund mindestens zweimal Kontakt mit ein und demselben Lebensmittel hatte. Dieses Wissen macht man sich nun zu eigen und füttert deshalb nur Lebensmittel, die dem Körper bisher unbekannt sind.

Aus diesem Grund sollten gesunde Hunde auch nicht alle verfügbaren Tierarten zu fressen bekommen.
Es wird im Falle einer Futtermittelallergie wirklich schwierig werden, noch eine unbekannte Fleischsorte auszuwählen, wenn der Hund bereits Pferd, Känguru, Strauß, Rentier und Co. kennt.

 

Im Prinzip klingt die Durchführung einer Eliminationsdiät ganz einfach:
Denn es wird für 6-12 Wochen ausschließlich eine unbekannte Kohlenhydrat- und eine unbekannte Eiweißquelle gefüttert.
Aber das bedeutet auch, der Hund darf in dieser Zeit nichts anderes fressen!

Keine Leckerli (außer sie bestehen aus den gewählten Komponenten), keine Öle, keine Zusatzmittel, nichts von Tisch oder von unterwegs… und das kann manchmal sehr anstrengend sein, gerade wenn man so einen „futterliebenden“ Hund hat wie ich.

Denn bereits kleinste Mengen eines allergieauslösenden Stoffes (Allergen) kann zu Juckreiz und Co. führen!

Das Gute bei der Ausschlussdiät ist aber, dass sich die Allergie-Anzeichen, wie Juckreiz oder Durchfall etc. schnell bessern, wenn der Hund tatsächlich unter einer Futtermittelallergie leidet!
So ist die Ausschlussdiät nicht nur Diagnosemittel der Wahl, sondern auch gleichzeitig ihre Behandlung.

In der Zeit der Eliminationsdiät wird der Hund nicht mit allen erforderlichen Nährstoffen versorgt. Für einen erwachsenen Hund, der weiter keine Krankheiten hat, ist das aber bis zu 12 Wochen möglich. Bei einem Welpen muss man deutlich früher wieder Nährstoffe, z. B. in Form eines Mineralfutters ergänzen.

So geht es nach der Ausschlussdiät weiter

Nach Ablauf der Ausschlussdiät heißt es nun also Resümee ziehen:

Der Hund zeigt eine deutliche Verbesserung bzw. die Allergie-Anzeichen (Juckreiz, Durchfall etc.) sind komplett weg?

Super, ihr habt höchstwahrscheinlich die Ursache für Juckreiz, Durchfall und Co gefunden.
Nun wird die „Ausschlussdiät“ als Basis genommen und Schritt-für-Schritt so ergänzt, dass dein Hund mit allen erforderlichen Nährstoffen versorgt wird.
Dazu wird nun wochenweise eine neue Komponente eingeführt und geschaut, wie der Hund sie verträgt.
Gleichzeitig kann man ein sogenanntes “hypoallergenes Mineralfutter” füttern, um auch alle notwendigen Nährstoffe zuzuführen.

Was ist wenn sich die Allergie-Anzeichen, wie Juckreiz nicht verbessern?

Sofern du die Ausschlussdiät konsequent durchgeführt hast und keine anderen Krankheiten vorliegen, leidet dein Hund aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an einer Futtermittelallergie. In diesem Fall würde man nochmal schauen, ob andere Ursachen (Parasiten, Bakterien etc. ) den Juckreiz verursachen. Wenn das nicht der Fall ist, liegt höchstwahrscheinlich eine Umweltallergie vor.

Der Hund zeigt nach der Ausschlussdiät nur eine leichte Verbesserung von Juckreiz und Co. was nun?

Kommt es im Zuge der Ausschlussdiät zu einer leichten Verbesserung liegt die Vermutung nahe, dass der Hund noch von einer weiteren Allergie-Art betroffen ist. Also unter 2 Allergien gleichzeitig leidet.
Leider haben ca. 30-40% der Hunde mit einer Umweltallergie auch gleichzeitig eine Futtermittelallergie.
Da dies also in der Praxis ziemlich häufig vorkommt, sollte man dies immer im Hinterkopf behalten!

Eliminationsdiät mit einem Fertigfutter: Ja oder nein?

Mittlerweile gibt es zahlreiche Fertigfutter, die als Allergikerfutter angeboten werden.
Dabei muss man verschiedene Arten unterscheiden:

  • eine hydrolisierte Diät
  • und ein Allergikerfutter z. B. mit nur einer Eiweißquelle (Monoprotein) oder gekennzeichnet als “für sensible Hunde”, “für Allergiker” etc.

Die hydrolysierte Diät

Bei einer hydrolisierten Diät handelt es sich um ein Futtermittel, bei dem die Eiweiße so stark zerkleinert (hydrolisert) sind, dass das Immunsystem diese nicht mehr erkennen soll.
Denn alle allergieauslösenden Stoffe (auch Allergene genannt) brauchen eine Mindestgröße, damit das Immunsystem sie überhaupt erkennen kann.

ABER

Zurzeit weiß man leider noch garnicht genau wie klein denn überhaupt klein genug ist, um nicht doch vom Immunsystem entdeckt zu werden und das zweite Problem ist, dass die ganzen hydrolysierten Diäten als Hauptbestandteil Huhn enthalten. Nun ist es aber so, dass vor allem Huhn zu den Hauptauslösern einer Allergie zählt und deshalb, wenn möglich, nicht genommen werden sollte.

Und so kann es vorkommen, dass  Hunde auch allergisch auf hydrolisierte Diäten reagieren. Wenn du also eine hydrolysierte Diät nutzt und die Allergieanzeichen nicht besser werden, solltest du in jedem Fall nochmal eine selbst zubereitete Ausschlussdiät machen!

Das fertige Allergiefutter (Monoprotein, sensitive etc.)

Daneben gibt es auch Fertigfutter die nur aus einer bestimmten Eiweißquelle bestehen oder als „hypoallergen“ deklariert werden.

Theoretisch ist es auch möglich, solch ein Futter versuchsweise zu füttern.
Behalte auch hier im Hinterkopf: Es sollte möglichst ein Futter sein, dass nur aus zwei Komponenten besteht und diese Komponenten sollten noch unbekannt sein!

Und genau hier fangen meistens die Probleme an. Denn in vielen Fertigfuttern ist mehr drin als vorne drauf steht. Deshalb lohnt sich immer der Blick aufs Etikett!

 

Mein Tipp 1:
Schau dir ganz genau die Zutatenliste an. Wenn du beispielsweise ein Futter wählst, dass ausschließlich Pferd und Süßkartoffel enthält, sollten auch KEINE andere tierischen Komponenten enthalten sein. So sollten auch zugefügte Fette etc. ausschließlich vom Pferd sein.

 

Meine Tipp 2:
Achte darauf, dass die Zutatenliste kurz ist. Je kürzer die Liste, je weniger Inhaltsstoffe hat das Futter und der Hund kann somit gegen weniger Bestandteile allergisch reagieren.

 

Mein Tipp 3:
Wähle unbedingt ein Futter, dass eine sogenannte “offene Deklaration” zeigt.
Das bedeutet, der Hersteller listet alle Komponenten einzeln auf und fasst diese nicht nur in Gruppen zusammen. Ein Futter, auf dem lediglich  „Fleisch (Lamm mindestens 4%)“ steht, ist für eine Ausschlussdiät ungeeignet!

Ist im Futter wirklich drin was drauf steht?

Erschreckender weise zeigen bereits mehrere Studien, dass über 80% der untersuchten Hundefutter Kontaminationen mit anderen Tierarten aufwiesen. Und auch wenn das herstellungsbedingt auftreten kann, ist das für einen Allergikerhund natürlich Mist. Denn du weißt ja bereits, dass kleinste Mengen genügen um wieder Juckreiz und Co zu verursachen.

Und deshalb gilt auch beim Fertigfutter, bringt der Futterwechsel nicht den gewünschten Effekt. Sollte immer noch eine selbst zubereitete Ausschlussdiät erfolgen!

Eine Ernährungsumstellung ist das A & O

Du siehst also, eine Allergie-Abklärung ist meistens ein längerer Weg, der mit Sicherheit auch nicht immer ganz leicht ist. Dennoch möchte ich, dass du weißt das es sich lohnt dran zu bleiben.
Denn wenn man weiß, dass der eigene Hund unter einer Futtermittelallergie leidet, kann man im nächsten Schritt schauen, wogegen er tatsächlich allergisch reagiert.
So baut man sich Schritt-für-Schritt einen individuellen Ernährungsplan zusammen.

Und obwohl es keine Behandlung der Futtermittelallergie im eigentlichen Sinne gibt, kann eine Ernährungsumstellung sehr viel bewirken und sogar zu einer kompletten Symptomfreiheit und damit zu deutlich mehr Lebensqualität führen.


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