Dieser Blog-Artikel ist ein Gastbeitrag von Lisa Stolzlechner.

lisa-stolzlechner-gastartikel“Hallo! Ich bin Lisa, Biologin, Hundetrainerin und selber Hundemama einer Schäferhündin aus dem Tierschutz. 
Ich habe meine Berufung gefunden und darf seit vielen Jahren Menschen mit ihren Hunden durch den Alltag begleiten. Meine Trainingsmethoden sind modern, wissenschaftsbasiert und effizient und bringen den Menschen UND ihren Hunden Freude, ganz nach dem Motto: mit Spaß und Freude an der Sache, lernt es sich am Schnellsten 🙂 dabei ist es völlig egal, ob wir Hunde-Begegnungen, Entspannung in stressigen Situationen, locker an der Leine gehen, Rückruf trainieren oder Beißen abtrainieren. Bei mir wird WIN WIN WIN immer groß geschrieben. Dein Hund profitiert, du profitierst und die Gesellschaft ebenfalls. 
 
Um möglichst viele Menschen auf diese Art des Trainings aufmerksam zu machen, habe ich einen Podcast ins Leben gerufen – den ersten Podcast für Welpen und Junghunde „OPTIMAL INS LEBEN“ Der Welpen- und Junghundepodcast” (man sagt, dass sich darin auch viele Tipps für ältere Hunde finden 😉 ) und bin auch recht aktiv auf meinem Instagram – Account „Lisa.stolzlechner“ wo sich viele Videos und Tipps finden. Den Podcast findest du entweder auf meiner Website: www.lisastolzlechner.com/podcast oder auf iTunes oder Spotify unter „Optimal in’s Leben! Welpen und Junghunde  

 

Du möchtest bei deinem Welpen oder Junghund „Angst vor dem Tierarzt“ verhindern? Oder dein Hund hat bereits Angst und lässt sich nicht behandeln und hat großen Stress dabei?

Was hilft?

 

Medical Training – vielleicht hast du von diesem Begriff ja schon mal gehört.

Was ist „Medical Training” genau?

Es handelt sich dabei um ein Training, welches Tiere für Behandlungen beim Tierarzt vorbereitet und sie aktiv und freiwillig mitarbeiten, sprich kooperieren lässt. Je früher man im Leben eines Tieres damit startet, desto besser – bei stark ängstlichen Tieren ist ein sauber aufgebautes Medical Training die einzige Möglichkeit, den Stress erheblich zu mindern ohne dass man das Tier für die Behandlung medikamentös ruhig stellen muss. Dieses Training ist aber nicht nur für Hunde geeignet, die Angst haben – besonders für Welpen und junge Hunde ist dieses Training unglaublich viel wert. Je früher du dieses Training mit deinem Hund beginnst, desto besser.

Starte am besten sofort!

 

Ich bin Lisa Stolzlechner, Hundetrainerin und Verhaltensbiologin und ich leiste mit meinem Welpenprogramm Präventivarbeit, in der wir gezielt daran arbeiten, dass der Hund diese Ängste nicht entwickelt. Im Laufe meiner Arbeit als Trainerin und durch die Erfahrung mit meiner eigenen Hündin liegt mir dieses Thema extrem auf dem Herzen, weil es leider sehr viele Hunde gibt, die bei Untersuchungen Stress erleiden. Und das muss einfach nicht sein. Ich möchte dir dabei helfen, dass du mit deinem Hund kommunizieren lernst und das ist auch der Schlüssel für stressfreie Tierarztbesuche.

Wer braucht Medical Training?

Meiner Meinung nach: ALLE HUNDE. Auch die, die scheinbar kein Problem damit haben, angefasst zu werden. Man kann ihnen verbal nicht erklären, dass sie sich von einer fremden Person anfassen lassen müssen, weil ihnen das helfen wird. Das verstehen sie nicht. Wir müssen es ihnen anders zeigen. Präventivarbeit ist dabei das allerwichtigste. Du kannst mit deinem Welpen oder Junghund schon früh starten & ich zeige dir wie.

Doch was ist mit den Hunden, die bereits Angst haben?

Viele Menschen sagen „mein Hund hat Angst, aber ich kann nichts dagegen tun“ – das stimmt nicht. Hunde sind von Haus aus sehr kooperative Tiere uns Menschen gegenüber. Sie sind sogar extrem toll „trainierbar“, WENN man sie Schritt für Schritt an die einzelnen Untersuchungen mit richtigem Training ran führt und die Situation langsam (!) und mit System schwieriger gestaltet. Das Ziel ist, dass sie freiwillig still halten und sich von einer fremden Person zum Beispiel bewusst impfen oder Blut abnehmen lassen. Wenn du dir jetzt denkst „Boa, niemals lässt sich mein Hund freiwillig impfen“ … dann lies weiter :-).
Stell dir mal ein super unkooperatives Tier vor… z.B. einen Grizzley, Tiger oder Gorilla. Kein Tiger möchte sich gerne freiwillig eine Spitze geben lassen und es ist völlig unmöglich und auch höchst gefährlich, einen Tiger für eine Spritze zu fixieren. Hunde sind da extrem tolerant und die meisten haben zwar großen Stress, beißen aber nicht gleich. Bei einem Grizzley, Tiger oder Gorilla ist das anders. Lange Zeit waren Behandlungen und Vorsorgeuntersuchungen von Wildtieren in Zoos nur mithilfe einer Narkose möglich und die ganze Prozedur war mit extrem großem Stress für die Tiere verbunden.
So hat sich das „Medical Training“ etabliert.

Die Tiere lernen hier Schritt für Schritt, dass es sich für sie lohnt, wenn sie kooperieren. Dadurch werden sogar schmerzhafte Behandlungen möglich, ohne dass das Tier die Behandlung abbricht oder die behandelnden Menschen gefährdet. Schau dir dazu Videos auf Youtube an! Tiger strecken hier freiwillig die Pfote durch den Spalt im Gitter, um sich Blut abnehmen zu lassen. Großartig!

Die wichtigsten Vorteile von Medical Training:

  1. Mein Hund erlebt viel weniger Stress;
  2. Das Vertrauen und die Bindung zum Hundehalter wird gefördert;
  3. Mein Hund bekommt mehr Selbstbestimmtheit, wodurch sich die Kooperationsbereitschaftstark erhöht;
  4. Das Training lastet meinen Hund mental aus;
  5. Mein Hund wird weniger oft krank, weil Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen jederzeitmöglich sind

Warum fixieren wir unsere Hunde immer noch, obwohl sie großen Stress und Angst dabei empfinden und das „Medical Training“ doch so viele Vorteile hat? Warum trainieren wir sie dann nicht einfach?

Ich denke, dass ganz viele Menschen nicht wissen, wie mächtig dieses Training ist. Und es fehlt auch das Wissen, WIE das Training genau funktioniert. Während meiner Arbeit als Trainerin sorge ich dafür, dass wir mit Welpen und jungen Hunden von Anfang an üben, dass sie sich anfassen lassen, BEVOR Ängste entstehen. Bei jungen Hunden kann man da ganz simpel vorgehen, indem man alle Untersuchungsschritte hinterher einzeln mit Futter belohnt. Also Ohr anfassen, Leckerli. Lefze heben, Leckerli. Hautfalte anheben und mit Kugelschreiberspitze berühren, Leckerli.

Leider durfte ich aber auch viele Hunde kennenlernen, die sich nicht mehr untersuchen ließen – vielleicht hast auch du so einen Hund zu Hause. Es war so wunderbar zu sehen, wie schnell sie mithilfe des Trainings Fortschritte machten. Mein eigener Hund hatte auch panische Angst davor, fixiert und untersucht zu werden. Inzwischen kann sie (dem Training sei Dank) problemlos geimpft werden und Tierarztbesuche sind (für uns beide) viel stressarmer geworden.

Wie funktioniert „Medical Training“ für erwachsene, bereits ängstliche Hunde genau?

Wir bringen dem Hund bei, mit uns zu kommunizieren. Der Hund weiß ganz genau, was passiert und was auf ihn zukommt.
Er hat gelernt, dass er die Kontrolle über die Situation behalten kann und sich entweder FÜR oder GEGEN die Untersuchung aussprechen kann – seine Entscheidung also vom Menschen respektiert wird.

Die Kombination von dem Wissen, dass Mitmachen hoch belohnt wird und die Untersuchung jederzeit beendet werden kann steigert die Kooperationsbereitschaft ungemein und lässt Hunde auch schmerzhafte oder stark unangenehme Untersuchungen freiwillig aushalten.

Wie startest du am besten ins Training?

  1. Aufbau eines Kooperationssignals
  2. Untersuchung hinzufügen
  3. Ablenkung aufbauen

Was benötigst du für den Start ins Training?

  1. Hochwertiges Futter in Mini-Stücken, welches dein Hund sehr gerne mag
  2. Futterbeutel, den du dir umschnallen kannst und schnell Zugriff auf die Futterstücke hast
  3. Deinen Hund

Wie baust du das Kooperationssignal auf und welches ist das geeignetste?

Ich verwende gerne ein Kinn-Target, bei dem der Hund lernt, sein Kinn in meine Hand zu legen und damit das Start-Signal für eine Untersuchung zu geben. Sobald er das Kinn von meiner Hand nimmt, ist das für den Menschen das Zeichen, dass er mit der Untersuchung stoppen muss.
Der Schlüssel für die Kooperation ist also: der Hund kommuniziert, indem er sagt, er ist bereit für eine Untersuchung und der Mensch achtet darauf.

 

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Es gibt aber viele Möglichkeiten von Kooperationssignalen. Da kannst du kreativ sein :-).
Du bringst deinem Hund also zunächst zum Beispiel bei, dass er sein Kinn in deine Hand legt und den Kopf immer länger liegen lässt.

Wie geht es weiter?

Schafft dein Hund es, seinen Kopf circa 10 Sekunden liegen zu lassen, kannst du damit beginnen, deine Hand 10 cm zu heben und deinen Hund in dem Moment zu belohnen, wenn er seinen Kopf liegen lässt, obwohl du deine Hand bewegt hast. Du musst darauf achten, dass deine Bewegung klein genug bleibt für den Anfang, damit dein Hund es schafft, seinen Kopf liegen zu lassen. Wenn 10 cm Hand heben gut klappt, kannst du fortschreiten und immer 5 cm hinzufügen. Und zwischendurch wieder nur das Kopf-Ablegen belohnen. Du kannst dich dann langsam vorarbeiten, dass du deinen Hund berühren kannst, ohne dass er dabei den Kopf hebt.
Ganz wichtig: hebt dein Hund den Kopf, sprich, verschwindet das Kinn aus deiner Hand, während du ihn berührst, dann gib sofort alles weg und belohne NICHT! Ganz wichtig.

Der Deal ist also: toleriert dein Hund die Bewegung / Berührung, gibt es Futter – hebt er allerdings dabei den Kopf, beende deine Bewegung und es gibt auch kein Futter.

So lernt dein Hund: wenn er still hält, gibt es Futter, wenn er den Kopf weg bewegt, gibt es keines; dafür aber auch keine Untersuchung.

Prinzip klar?

Die nächsten Schritte:

Jetzt werden die Bewegungen langsam zu einer Untersuchung, wie einem Abtasten, Rute anheben (als Vorbereitung zum Fiebermessen), Hautfalte bilden (als Vorbereitung zum Impfen), in die Ohren schauen, bis hin zu Hautfalte anheben und mit der anderen Hand mit einem Kugelschreiber eine Spritze simulieren und leicht piksen – wie das dann eben beim Tierarzt auch passiert. Wenn das mit dir zuhause gut klappt, kannst du damit beginnen, das gleiche mit Gästen zu üben.

Wichtig: immer, wenn du neue Dinge hinzufügst, musst du wieder ein paar Schritte im Trainingsplan zurückgehen und es wieder einfacher für deinen Hund machen.

Mach es!

Ich finde, wir sind es unseren Hunden schuldig, dass wir sie um ihr Einverständnis bitten, wenn es um ihren Körper geht auch oder gerade WEIL es ja um ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit geht. Wir wollen das Beste für unseren Hund, warum dann auch nicht Trainieren statt Fixieren?

 

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Wir fassen also nochmal zusammen:

Du kannst deinem Hund mithilfe dieses Trainings beibringen, sich freiwillig von einer fremden Person untersuchen zu lassen – selbst wenn es sich dabei um eine schmerzhafte Behandlung handelt. Der Zauber dabei ist der richtige AUFBAU davon. Viele Menschen gehen dabei viel zu schnell vor und schmeißen dann alles hin, weil sie das Gefühl haben, dass ihrem Hund nichts helfen kann. Mit dem richtigen Plan und der richtigen Strategie kann dein Hund das lernen. Egal wie alt er ist ;-).


Hast du einen jungen Hund?

Für mehr Infos zu Trainingsthemen rund um Welpen und junge Hunde – hör dir meinen Podcast „Optimal in’s Leben“ auf Spotify, iTunes oder meiner Homepage an: www.lisastolzlechner.com/podcast ; jede Menge Tipps und Tricks gibt es auch auf meinem Instagram-Profil oder in meiner Facebook-Gruppe.

 


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