Im ersten Teil der Impfserie konntest Du nachlesen, warum man überhaupt impft, wieso man zwischen Core- und Non-Core-Vakzinen unterscheidet und welche Impfungen für den Hund bereitstehen.

Im zweiten Teil widmen wir uns mehr der Kritik am Impfen und deren Nebenwirkungen. Denn wie im ersten Teil schon erläutert, werden in den letzten Jahren auch die Stimmen innerhalb der Tierärzteschaft immer lauter und regten so zu einer Impf-Diskussion an. Haupttenor der Impfdiskussionen ist zum einen die Tatsache, dass Menschen im Vergleich zu unseren Haustieren viel weniger geimpft werden und zum Anderen die Nebenwirkungen, die mit einer Impfung auftreten können.

Was die Richtlinien empfehlen

Wie bei fast allem, gibt es auch hinsichtlich des Impfens Richtlinien, die genau beschreiben, wie, was und wann geimpft werden sollte.

Da gibt es zum einen die ständige Impfkommission. Verschiedene Wissenschaftler und Experten aktualisieren jährlich diese StiKo-Leitlinien.
Grundsätzlich sollte man als Hundehalter wissen, dass die Stiko-Leitlinie den Tierarztpraxen vorgibt, was das “Beste” ist. Mittlerweile haben sich die StiKo Leitlinien stark an die anderen Empfehlungen angepasst.

Sie bilden den Goldstandard und wenn man sich als Tierarzt an diese Richtlinien hält, ist man rechtlich fast nicht mehr angreifbar.

Das Bedeutet: Falls also Dein Tierarzt Dir rät, Deinen Hund nicht gegen Hepatits impfen zu lassen und er dann daran erkrankt, und Du ihn verklagst, es gut sein kann, dass er rechtlich dafür belangt wird, da er gegen die Richtlinien gehandelt hat.

Um es noch etwas undurchsichtiger zu machen, gibt es neben diesen Richtlinien auch weitere Empfehlungen von anderen Expertengruppen.
Die Kleintierklinik der Universität München von Frau Prof. Dr. Hartmann hat nach dem Impfmotto “So wenig wie möglich, so häufig wie nötig“ Impfempfehlungen erlassen, nach denen ich selbst meine Hunde auch impfe.

Daneben gibt es auch noch die WSAVA, der Weltverband der Kleintierärzte. Die Richtlinien findest du hier. Diese vertreten die Meinung, dass eine gut aufgebaute Immunität gegen Viruserkrankungen viele Jahre, vielleicht sogar lebenslang bestehen bleibt.

Jedoch sollte klar sein, dass mit dem Ausreizen der Nachimpfintervalle ein gewisses Risiko verbunden bleibt.

Schema Leitlinie der LMU München (stark vereinfach dargestellt). Die gesamte Abbildung erhält Du hier.

Die Kritik am Impfen

Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde bei jedem erwachsenen Hund standardmäßig eine jährliche Wiederholungsimpfung durchgeführt.
In den letzten Jahren wurden aber immer mehr Stimmen laut, ob unsere Haustiere nicht zu viel geimpft werden. Daraus entwickelte sich eine wahre „Impfdiskussion“, die auch von vielen Tierärzten geführt wird. Haupttenor der Impfdiskussionen ist zum einen die Tatsache, dass Menschen im Vergleich zu unseren Haustieren viel weniger geimpft werden und zum Anderen die Nebenwirkungen, die mit einer Impfung auftreten können.

Gehen wir die Wichtigsten durch.

Die Hilfsstoffe (Adjuvantien)

Impfstoffe enthalten nicht nur den Impfstoff selbst, sondern können auch Hilfsstoffe (Adjuvantien) beinhalten (meistens in Totimpfstoffe, wie Tollwut). Diese werden den Impfseren hinzugefügt, um die Wirkung so zu verbessern oder um sie besser konservieren zu können.
Nun wird immer wieder diskutiert, ob diese Hilfsstoffe im Verdacht stehen Impfschäden oder andere Erkrankungen auszulösen.

Zu diesen Hilfsstoffe gehören u.a. Thiomersal, Aluminiumhydroxid, andere Aluminiumsalze, Öladjuvantien, Saponine, Formalin oder Fremdproteine.

Thiomersal (ein Konservierungsstoff) ist eine Quecksilberverbindung, die immer wieder für Aufregung sorgte und in die Öffentlichkeit geriet, da man einen Zusammenhang mit Autismus oder neurologischen Problemen beim Menschen äußerte. Mittlerweile ist er in Human-Impfstoffen nicht mehr vorhanden.  Zahlreiche Studien dazu konnten einen Zusammenhang übrigens nicht bestätigen.
Vielmehr ist es so, dass es sich bei den Impfungen um das Ethylquecksilber handelt, dass eine schnelle Halbwertzeit aufweist und somit schnell wieder ausgeschieden wird.
Das Methylquecksilber hingegen, dass über die Nahrung aufgenommen wird (z. B. Thunfisch) hat eine deutlich längere Halbwertzeit und “belastet” so den Körper mehr als die Impfung.

Allgemein gilt: Derzeit gibt es keine gesicherten Nachweise, dass Hilfsstoffe in Zusammenhang mit Impfschäden etc. stehen.
Das einzige was sicher ist, dass bei der Katze injektionsassoziierte Fibrosarkome durch Adjuvantien verursacht werden können. Bei Hunden treten diese jedoch sehr selten auf.

Mögliche Impfschäden und Impfreaktionen

Zunächst muss man zwischen Impfschäden und Impfreaktionen unterscheiden.
Eine „normale Impfreaktion“ kann sich als Fieber, Abgeschlagenheit, Schmerz und Entzündung an der Impfstelle zeigen. Diese Symptome sollten innerhalb kürzester Zeit wieder abklingen und sind im Allgemeinen harmlos.

Von Impfschäden spricht man, wenn nach einer Impfung ein bleibender Gesundheitsschaden, der über die übliche Impfreaktion hinaus geht, vorliegt (Robert-Koch-Institut).

Nun ist es aber garnicht so leicht Impfschäden mit der Impfung in Verbindung zu bringen, wenn diese nicht kurze Zeit nach der Impfung auftritt. Denn Mittel- oder Langzeiteffekte werden kaum dokumentiert. Und so kommen Impfschäden wahrscheinlich deutlich häufiger vor, als man annimmt.

Welche Impfschäden können auftreten?

Diese sind sehr vielfältig, häufig werden Folgende damit in Zusammenhang gebracht:

      • Es kann zu Allergien gegen einen oder mehrere Bestandteile der Impfung kommen. Das kann lokal sein oder den gesamten Körper betreffen. Da eine Überempfindlichkeitsreaktion in der Regel erst nach dem Zweitkontakt auftritt, können allergische Symptome erst nach der 2. Impfung beobachtet werden. Sollte Dein Hund eine allergische Reaktion auf eine Impfung zeigen, sollte Dein Hund nicht mehr dagegen geimpft werden.
      • Impfungen können unter bestimmten Voraussetzungen zu Autoimmunerkrankungen führen. Das bedeutet, dass das Immunsystem körpereigene Zellen angreift.
      • Impfungen können Krebs auslösen. Insbesondere bei Katzen kann es in Folge einer Impfung zu einem injektionsassoziierten Fibrosarkom kommen. Hier stehen vor allem die Hilfsstoffe im Verdacht Krebs auslösen zu können. Beim Hund gibt es jedoch nur ganz wenige beschriebene Fälle von Impfsarkomen.
      • Probleme mit den Gelenken: Vor allem nach der Borreliose Impfung können sich Antigen-Antikörper-Komplexe bilden, die sich in der Niere oder in den Gelenken ablagern und Gelenkschmerzen, sowie Fieber und Abgeschlagenheit verursachen.
      • Gelegentlich werden Krampfanfälle, Epilepsie, Muskelzittern, Muskelschwund und Koordinationsstörungen beschrieben. Dies ist jedoch bisher so gut wie nicht erforscht und beschrieben.

Kritik an der Welpenimpfung

Welpen sind anfangs durch sogenannte maternale Antikörper, also durch die Antikörper der Mutter vor Infektionskrankheiten geschützt. Irgendwann lässt diese Wirkung aber nach und der Welpe ist allein durch die mütterlichen Antikörper nicht mehr ausreichend geschützt.
Problematisch ist, dass man diesen Zeitpunkt nicht bestimmen oder messen kann. Denn dieser ist komplett individuell verschieden und findet wahrscheinlich zwischen der 8. und 16. Lebenswoche statt.

Da die mütterliche Antikörper aber auch den Aufbau eines Impfschutzes verhindern (sie bekämpfen also den Impferreger) bevor dieser richtig wirksam werden könnte, ist es garnicht so einfach den richtigen Zeitpunkt zu finden.
Mit einer einzigen Impfung quasi nicht machbar.
Und so empfiehlt man, die Impfung sicherheitshalber in regelmäßigen Abständen durchzuführen um so irgendwann den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Bei Welpen die wenige mütterliche Antiköper erhalten haben, kann dies bereits sehr früh sein und Welpen die viele Antikörper haben, kann dies recht spät sein.

Als abgeschlossen gilt die Grundimmunisierung bei Hunden erst mit der letzten Impfung im Alter von 15 Monaten.

Dauer des Impfschutzes

Ziel jeder Impfung ist der Aufbau eines Impftiters. Das sagt uns, dass der Körper sich mit dem Erreger auseinander gesetzt hat und ein immunologisches Gedächtnis bildet sich aus. Die Impfung war also erfolgreich.

Nun bleibt die Frage nach der regelmäßigen Auffrischung einer Impfung.
Viele Studien wiesen dabei nach, dass Impfungen über Jahre hinweg einen wirksamen Schutz bieten.

So konnte z. B. in der Studie von Ronald Schultz der University of Wisconsin-Madison belegt werden, dass der Impfschutz gegen Staupe und Parvovirose viel länger als ein Jahr anhält. Weitere Studien in den USA konnten dies bestätigen. Und auch die Leitlinien der Universität München geben viel längere Intervalle vor.

Das bedeutet, dass die in den Beipackzetteln genannten Immunitätsfristen nichts über die echte Dauer der Immunität aussagt. Sie sind nur Ausdruck der bisher stichfest beweisbaren bzw. für die Zulassung der jeweiligen Impfstoffe gewählten Zeiträume.
Damit kann man als Hundebesitzer eine Verlängerung der Impfintervalle auf eigene Verantwortung durchaus in Betracht ziehen.

Der Titer-Schnelltest – ein Kompromiss?

Wer als Hundebesitzer auf Nummer sicher gehen möchte und nicht nach einem vorgegebenen Schema impfen möchte, kann mit einem Schnelltest den jeweiligen Titer vorher bestimmen lassen. So ein Schnelltest wird für Staupe, Parvovirose und Hepatitis angeboten. Beachtet werden sollte, dass ein Titer-Test keine Aussagen über die zellulären Abwehrmechanismen machen kann. Ein gewisses Restrisiko bleibt also bestehen.

Online-Tierarzt-Sprechstunde

Worauf solltest Du achten, wenn Du Deinen Hund impfen möchtest:

      • Dein Hund sollte komplett fit und gesund sein
      • Akut kranke Hunde sollten nicht geimpft werden
      • Bei chronischen Krankheiten und  Tumoren sollte die Notwenidkeit einer Impfung mit dem Tierarzt besprochen werden
      • Während der Läufigkeit sollte Dein Hund auch nicht geimpft werden, da die Immunantwort ggf. reduziert wäre

Mein Fazit

Meiner Meinung nach, nimmt die Impfung nach wie vor eine wichtige Stellung ein und ich würde meinen Hund immer impfen lassen.

Soviel wie möglich, so wenig wie nötig – finde ich hier genau den richtigen Ansatz.

Ich halte eine gute Grundimmunisierung für die wichtigste Grundlage und lege gerade hierauf viel wert.

Jedoch denke ich auch, dass das jährliche Nachimpfen vollkommen übertrieben ist und kann jedem Hundehalter nur ermutigen, dies kritisch zu hinterfragen.

Wenn Dein Tierarzt noch zu der Sorte gehört, jährliches Impfen sei Pflicht, konfrontiere ihn ruhig mit dem Empfehlungen der Uniklinik München.

Und auch wenn ich die rechtliche Absicherung seitens meiner Kollegen durchaus verstehen kann, so so sollten die Sorgen und Ängste des Hundebesitzers ernst genommen werden.


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