Wusstest du, dass ungefähr jeder 5. erwachsene Hund unter einer Arthrose leidet? Hierbei handelt es sich um einen „Verschleiß“ an den Gelenken, verursacht zum Beispiel durch Gelenkerkrankungen wie die Ellbogendysplasie (ED) (mehr zur Ellbogendysplasie erfährst du hier) oder die Hüftdysplasie (HD).

Bei einer Arthrose sollte immer ein sogenannter multimodale Behandlungsansatz gewählt werden. Darunter versteht man die Kombination verschiedener Behandlungsmöglichkeiten.

Zum Beispiel:

 

Schmerzmittel bei Arthrose

Die gängigsten Schmerzmittel die bei Arthrose eingesetzt werden, sind die sogenannten Nicht-Steroidalen-Antiphlogistika (kurz: NSAID).

Sie sind sogenannte COX Inhibitoren. Was das genau bedeutet, erkläre ich dir gleich noch.
Die gängigsten Vertreter sind zum Beispiel:

  • Rimadyl®
  • Metacam®
  • Previcox®
  • etc.

Wirkungsweise der NSAID

Ihre Wirkung beruht auf der Hemmung der Cyclooxygenasen (kurz: COX). Das sind Enzyme, die einen wesentlichen Beitrag innerhalb der Entzündungskaskade einnehmen.

Um die weiteren Prozesse besser zu verstehen, schauen wir uns noch einige Beteiligte an. Als Erstes haben wir hier die Arachidonsäure. Eine semi-essenzielle Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen wird (vor allem aus tierischen Fetten). Sie bildet den Ausgangspunkt für die Bildung verschiedener sogenannter Prostaglandinen und Leukotrienen, die eine besondere Bedeutung für die entzündlichen Prozesse im Organismus besitzen. Dabei wird die Bildung der Prostaglandine aus der Arachidonsäure durch die Cyclooxygenasen gesteuert und das bedeutet, hemmt man die Cyclooxygenasen, vermindert man die Bildung der Prostaglandine, welche für die entzündlichen Prozesse verantwortlich sind.

Schau dir hierzu auch mein Schaubild an:

Wirkungsweise-der-NSAID-Schmerzmittel-Arthrose-Hund

Insgesamt klingt das natürlich erstmal toll. Denn die Cyclooxygenasen werden gehemmt, dadurch wird die Prostaglandinausschüttung gestoppt und Schmerz sowie Entzündungen werden reduziert.

Doch leider gibt es aber dennoch einen Harken. Und zwar existieren 2 Unterformen der Cyclooxygenase. Die sogenannte COX 1 und die COX 2.

Die COX 1 und die COx 2

Dabei kommt die COX 1 ubiquitär im Körper vor und spielt eine große Rolle bei der Blutgerinnung oder in der Wänden der Blutgefäße. Während die COX 2  hauptsächlich im entzündlichen Gewebe aber auch in der Niere, in der Magenschleimhaut oder im Gehirn vorhanden ist.

Wird also die COX gehemmt, so verhindert das zwar nicht nur Schmerzen und Entzündungen, sondern kann auch einen negativen Effekt auf eigentlich nützliche Körperfunktionen haben (Blutgerinnung, Magensäureregulation etc.).
Um diese negativen Effekte zu umgehen, gibt es NSAID die selektiv die COX 2 hemmen, welche vorrangig im entzündlichen Gewebe vorkommen. Darunter fallen die sogenannten Coxibe.

Jedoch regulieren auch die COX 2 beispielsweise die Magensäureproduktion oder steigern die Nierendurchblutung. Wird demnach die Cyclooxygenase  blockiert, kann das auch nachteilige Folgen für den Körper haben (Niereninsuffizienzen, Ulzera etc.).

Diese sind uns als Nebenwirkungen bekannt:

  • Magen-Darm-Probleme (Erbrechen, Durchfall aber auch Ulzera etc.)
  • Nierenprobleme
  • Leberprobleme

Übrigens stelle ich dir in meinem Blogbeitrag zu den Schmerzmitteln und Arthrose alle wichtigen Medikamente, deren Wirkungsweise und potenziellen Nebenwirkungen vor!

Galliprant® – die neue Hoffnung?

Relativ neu auf dem Arzneimittelmarkt ist das Medikament Galliprant® mit dem Wirkstoff  Grapiprant. Anders als die anderen NSAID hemmt das Medikament nicht die Cyclooxigenasen, sondern den sogenannten EP4 Rezeptor. Denn damit das Prostaglandin in der Zelle ihre Funktion ausüben kann, braucht es einen Rezeptor, andem es binden kann. Du kannst dir das wie ein Schlüssel (Prostaglandin) und das passende Schloss (Rezeptor) vorstellen. Denn nur wenn beides zusammenpasst, erfolgt eine Wirkung.

Der EP4-Rezeptor nimmt eine zentrale Funktion bei rheumatischen, osteoarthritischen und auch anderen entzündlichen Veränderungen ein und wird in diesem Zuge besonders oft gebildet. Daran bindet das sogenannte Prostaglandin E2 (PGE2) und das wiederum nimmt einen besonderen Stellenwert ein, da es maßgeblich an der Entstehung von Schmerzen beteiligt ist.

Wirkungsweise-Galliprant-Grapiprant-Schmerzmittel-Hund

Anwendung

Galliprant® ist zur Behandlung von Schmerzen bei leichter bis mittelschwerer Osteoarthritis beim Hund gedacht, z. B. bei Lahmheiten, Arthrose oder Fehlstellungen.

Dosierung

Galliprant® gibt es als Tabletten. Die Dosierung erfolgt nach dem Körpergewicht des Hundes (2 mg/kg Körpergewicht, 1x täglich). Dabei sollte die Tablette auf nüchternen Magen und mindestens eine Stunde vor der nächsten Fütterung verabreicht werden.

Nebenwirkungen

Aber auch bei der Anwendung von Galliprant® kann es zu Nebenwirkungen kommen. Die häufigsten sind zum Beispiel:

  • Erbrechen
  • weicher Kot
  • Durchfall
  • Appetitlosigkeit

Dabei kommt es in seltenen Fällen zum Bluterbrechen und zu blutigem Durchfall. Aber typische Nebenwirkungen der NSAID wie Magen-Darm-Ulzera, Nierenveränderungen wurden bei Galliprant® bisher nicht beschrieben.

Außerdem dürfen tragende und laktierende Hündinnen auch kein Galliprant® erhalten.

Wichtig

Auch bei der Gabe von Galliprant® sollten regelmäßige Blutuntersuchungen erfolgen. Außerdem sollte bei längerer Anwendung stets versucht werden, die möglichst niedrigste Dosierung zu finden!

 

Verrate mir doch mal, welche Erfahrungen du mit Galliprant® gemacht hast!

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Weitere Literatur:

Brown DC, Bell M, Rhodes L. Power of treatment success definitions when the Canine Brief Pain Inventory is used to evaluate carprofen treatment for the control of pain and inflammation in dogs with osteoarthritis. Am J Vet Res 2013; 74: 1467–1473

Rausch-Derra L, Huebner M, Wofford J et al. A prospective, randomized, masked, placebocontrolled multisite clinical study of grapiprant, an EP4 prostaglandin receptor antagonist (PRA), in dogs with osteoarthritis. J Vet Intern Med 2016; 30: 756–763

Rausch-Derra LC, Huebner M, Rhodes L. Evaluation of the safety of long-term, daily oral administration of grapiprant, a novel drug for treatment of osteoarthritic pain and inflammation, in healthy dogs. Am J Vet Res 2015; 76: 853–859

Monteiro-Steagall BP, Steagall PV, Lascelles BD. Systematic review of nonsteroidal antiinflammatory drug-induced adverse effects in dogs. J Vet Intern Med 2013; 27: 1011–1019