Inhalte dieser Seite
- 1 Ab wann gilt mein Hund als alt?
- 2 Altersbedingte Veränderungen beim Hunde-Senior
- 3 Häufige geriatische (altersbedingte) Erkrankungen
- 4 Sinnvolle Untersuchungen beim Hunde-Senioren
- 5 Weiterführende Untersuchungen
- 6 Die Blutuntersuchung – Welche Blutwerte sind bei älteren Hunden besonders wichtig?
- 7 Fazit – Lohnt sich eine Vorsorge bei Hunde-Senioren?
Je nach Rasse & Göße gelten Hunde ab ca. 7-12 Jahre bereits als Hunde-Senioren und sind damit beim Tierarzt potentielle geriatrische Patienten.
Durch das zunehmende Alter steigt auch das Risiko für die Entstehung von bestimmten Erkrankungen, wie beispielsweise Neoplasien (Tumorerkrankungen) oder Endokrinopathien (hormonelle Störungen). Im folgenden Blogbeitrag erfährtst du die wichtigsten Fakten rund um geriatrische Erkrankungen beim Hund und wie mithilfe einer Blutuntersuchung bestimmte Erkrankungen zeitnah entdeckt werden können.
Ab wann gilt mein Hund als alt?
In den vergangenen Jahren ist die Lebenserwartung unserer Hunde-Senioren dank besserer Lebensbedingungen, einer optimierten Fütterung und einer fortschrittlichen tiermedizinischen Versorgung signifikant gestiegen.
Wie alt dein Hund werden kann, hängt im Wesentlichen von der individuellen Gesundheit, aber auch von der genetischen Veranlagung ab. Weitere Faktoren sind Haltungsbedingungen sowie die Fütterung des Hundes.
Bestimmte Faktoren wie z.B. Übergewicht oder die Rasse des Hundes (z.B. Neufundländer und deutsche Dogge) führen zu einer kürzeren Lebenserwartung.
Insgesamt ist festzuhalten, dass kleine Hunde tendenziell deutlich älter werden als große Hunde – im Vergleich liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei großen Hunderassen bei ca. 7-8 Jahre, während kleine Hunde durchschnittlich > 10 Jahre alt werden.
Altersbedingte Veränderungen beim Hunde-Senior
Beim Hund stehen degenerative (verschleißende), neoplastische (tumoröse) und kardiovaskuläre (Erkrankungen des Herzens und der Gefäße) Krankheitskomplexe an erster Stelle bei der Diagnosefindung eines geriatrischen Patienten.
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Als erste Anzeichen werden vom Besitzer jedoch vor allem äußerlich sichtbare Veränderungen wie zunehmende Grau- oder Weißfärbung des Fells, Katarakt (Trübung der Augenlinse), Zahnprobleme und reduzierte Beweglichkeit wahrgenommen.
Viele Erkrankungen sind jedoch – vor allem im Anfangsstadium – nicht offensichtlich. Hierzu zählen beispielsweise Herzleiden, Tumoren der inneren Organe oder Endokrinopathien. Gerade bei diesen Erkrankungen bieten regelmäßige tierärztliche Vorsorgeuntersuchungen die besten Voraussetzungen für einen schnellen Therapiebeginn und eine hohe Lebensqualität und Lebensdauer.
Der Alterungsprozess des Hundes führt zu (unterschiedlich ausgeprägten) Veränderungen bei deinem Vierbeiner. Diese Veränderungen sind sehr individuell in einem gewissen Maß auch normal – jedoch können sich hinter diesen harmlos klingenden Symptomen auch schwerwiegende Erkrankungen verstecken. Des Weiteren kann auch ein physiologischer Alterungsprozess für den Hund belastend und eventuell sogar schmerzhaft sein – daher ist es bei folgenden Symptomen empfohlen, tierärztlichen Rat einzuholen, um die Lebensqualität (und im Idealfall auch die Lebensdauer) deines Hunde-Senioren zu verbessern:
- „Der Hund wirkt müde”: Die Begeisterung für Bewegung und Spiel nimmt ab, die Hunde ruhen am Tag vermehrt, sind jedoch nachts häufig unruhig.
- “Der Hund mag sein Futter nicht mehr”: Aufgrund des nachlassenden Geruchsinns wirkt das Futter unter Umständen weniger attraktiv. Inappetenz kann jedoch auch andere Ursachen haben, beispielsweise Zahnschmerzen oder eine Niereninsuffizienz.
- “Das Fell wird stumpf”: Im Alter verändern sich Stoffwechselprozesse, was zu einer Austrocknung der Haut führen kann. Auch hier können jedoch dermatologische oder endokrinologische Ursachen dahinter stecken.
Auch wenn die Symptome “untypisch” sind, beispielsweise ein gesteigerter Appetit, so ist es in jedem Fall sinnvoll, sich zeitnah tierärztliche Unterstützung zu suchen.
Häufige geriatische (altersbedingte) Erkrankungen
Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Gelenkserkrankungen, allen voran Osteoarthrose (umgangssprachlich: Gelenksverschleiß), welche zu chronischen Schmerzen führt.
Die häufigsten Todesursachen stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumorerkrankungen dar.
In den meisten Fällen zeigen kardiologische Patienten eine stetige Reduktion der Herzleistung durch eine Insuffizienz (Funktionsverlust) der Herzklappe(n). Ohne korrekte Diagnose und Therapie führt dies zu einem Herzversagen und zum Versterben des Tieres.
Bei Tumorerkrankungen ist eine Differenzierung zwischen gutartig (benigne) und bösartig (maligne) essentiell. Die Diagnose und resultierende Therapie im Frühstadium ist hier maßgeblich entscheidend für die Lebensdauer der Hunde-Senioren.
Blickt man auf die internistischen Erkrankungen, so stehen hier die chronische Niereninfusszienz sowie Endokrinopathien (V.a. Diabetes mellitus, Hypothyreose, Morbus Cushing) an vorderer Stelle. Gerade bei diesen Erkrankungen sind regelmäßige Blutuntersuchungen für eine Früherkennung unabdingbar.

Sinnvolle Untersuchungen beim Hunde-Senioren
Der Vorbericht (Anamnese)
Ein ausführlicher Vorbericht kann dem Tierarzt bereits wichtige Hinweise auf notwendige Untersuchungen geben. Hierzu gehören neben allgemeinen Angaben zum Gewicht (Zu- oder Abnahme), zur Futter- & Wasseraufnahme (Bsp. vermehrtes Trinken oder verminderter Appetit), Kot – & Urinabsatz auch Änderungen im Verhalten. Auch die aktuelle Parasitenprophylaxe, der Impfschutz und etwaige Auslandsaufenthalte sollten thematisiert werden.
Eine Leistungsschwäche kann beispielsweise auf eine Herzproblematik hindeuten, wo hingehend ein vermehrtes Durstgefühl ein klassisches Symptom einer Niereninsuffizienz, oder einer Endokrinopathie wie M. Cushing oder Diabetes mellitus ist. Probleme bei der Futteraufnahme können durch Zahnproblem verursacht werden und Bewegungsunlust ist ein häufiges Anzeichen von Arthrose.
Die klinische Untersuchung
Diese klinische Allgemeinuntersuchung sollte bei scheinbar gesunden Senioren mindestens jährlich durchgeführt werden und ist das Kernstück des geriatrischen Check-Ups. Sie dient unter anderem der Feststellung von Herznebengeräuschen, Veränderungen der Haut, äußerlich sichtbaren Umfangsvermehrungen und der Beurteilung der Zahngesundheit.
Die Untersuchung erfolgt entweder von “Schnauze bis Rute” oder nach Organsystemen gegliedert.
Hierzu gehört die Beurteilung des Allgemeinbefindens, des Pflege- & Ernährungszustandes, sowie die Kontrolle der Maulhöhle inklusive der Schleimhäute und eine kurze Untersuchung der Augen und Ohren. Die Auskulation (das Abhören) von Herz & Lunge sowie die Palpation (das Abtatsten) des Pulses sind ebenfalls fester Bestandteil des Untersuchungsgangs. Das Durchtasten des Bauches dient unter anderem der Beurteilung der Schmerzhaftigkeit.
Bei Hinweisen aus dem Vorbericht sind spezielle Untersuchungsgänge, wie beispielsweise der orthopädische (bei Verdacht auf Gelenkserkrankungen) oder der dermatologische (bei Hautveränderungen) Untersuchungsgang anzuraten.
Es ist immens wichtig, immer den gesamten Patienten zu betrachten, da altersbedingte Veränderungen selten isoliert auftreten – man spricht hier von einer sogenannten Multimorbidität.
Weiterführende Untersuchungen
Anhand der Untersuchungsbefunde kann dann eine zielgerichtete und sinnvolle Diagnostik in die Wege geleitet werden – diese reicht über die Labordiagnostik bis hin zur Bildgebung.
- Bei Herznebengeräuschen ist ein Herzultraschall mit Elektrokardiogramm anzuraten, gegeben falls können auch Röntgenbilder des Thorax sinnvoll sein.
- Bei auffälligen Tastbefunden im Bauch sollte sowohl eine Blutuntersuchung als auch Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, ggf. auch CT oder MRT) in die Wege geleitet werden.
- Finden sich bei der klinischen Untersuchungen Umfangsvermehrungen der Haut, so können diese per Feinnadelaspiration beprobt und im Labor untersucht werden – in den meisten Fällen lässt sich so feststellen, um was es sich handelt und ob eine chirurgische Entfernung von Nöten ist.
In den meisten Fällen ist auch eine Blutuntersuchung anzuraten. Auch bei unauffälligen Untersuchungsbefunden ist ein jährliches geriatrisches Profil sinnvoll, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Die Blutuntersuchung – Welche Blutwerte sind bei älteren Hunden besonders wichtig?
Ein geriatrisches Profil ist die Standard-Blutuntersuchung bei Hunde-Senioren.
Es beinhaltet:
- ein großes Blutbild,
- Organparameter ( = klinische Chemie: Totalprotein, Albumin, Globuline, Albumin/Globulin-Quotient, AP, ALT, AST, GLDH, Bilirubin, Lipase, CK, Fruktosamine, Kreatinin, Harnstoff, Phosphat, SDMA, , T4)
- Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, Phosphat).
Wichtig zu beachten ist, dass nicht nicht jede Veränderung krankheitsbedingt ist.
Im Idealfall liegen Befunde des Patienten vor, die eine Verlaufskontrolle und einen gewissen individuellen Referenzwert liefern. Gerade bei älteren Patienten zeigen sich oftmals ein niedriger Hämatokritwert und eine geringere Lymphozytenanzahl. Im Gegensatz dazu zeigen auch symptomlose Senioren oftmals erhöhte Leberenzyme (ALT/AST/AP), was häufig auf eine (zumeist harmlose) noduläre Hyperplasie (eine gutartige Wucherung in der Leber ) zurückzuführen ist – jedoch auch eine beginnende Hepatopathie (Lebererkrankung) kommt als Ursache in Betracht. Gerade in diesen Fällen sind engmaschige (Verlaufs-)Kontrollen und bildgebende Diagnostik sinnvoll.
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Das Blutbild
Ein großes Blutbild ist Bestandteil eines geriatrischen Profils. Es liefert Auskunft über die zellulären Bestandteile des Blutes, d.h. die Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen).
In den meisten Fällen kann das Blutbild alleine zwar keine spezifische Diagnose liefern, jedoch ist es als Teil der labordiagnostischen Untersuchung unerlässlich.
Anhand des Blutbilds lassen sich Hinweise für Entzündungen oder chronische Erkrankungen ableiten. Viele geriatrischen Patienten leiden unter einer Anämie (Blutarmut), welche unterschiedliche Grunderkrankungen zur Ursache haben kann.
Auch zeigt das Blutbild bei einigen Erkrankungen (wie z.B. M. Cushing) typische Veränderungen und untermauern somit den klinischen Verdacht.
Des Weiteren dienen Veränderungen im Blutbild auch zur Verlaufskontrolle bzw. Therapiekontrolle eines Hunde-Senioren.
Die klinische Chemie
Blutchemische Parameter dienen der Beurteilung vieler Organsysteme, in den meisten Fällen ist die Evaluation anhand der Kombination mehrerer Werte notwendig.
Beim Hunde-Senioren steht v.a. die Beurteilung der Nierenfunktion und das endokrinologische System im Vordergrund.
- Als Frühmarker für eine eingeschränkte Nierenfunktion eignet sich der Wert “SDMA” (symmetrisches Dimethylarginin). Dieser Wert steigt bereits an, wenn der Hund noch keine Symptome zeigt. Bei einem Anstieg der Nierenwerte im Blut ist eine anschließende Urinuntersuchung und ein resultierendes Staging sinnvoll.
- Für die Diagnose einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist vor allem der T4-Wert von Bedeutung.
- Ein Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) lässt sich anhand der Blutglukose und des Fruktosaminspiegels (Langzeitzucker) feststellen.
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- Bei einer Hypercholestinämie (Morbus Cushing) gestaltet sich die Verdachtsdiagnose anhand der Blutwerte etwas schwieriger, hier zeigen sich typische Veränderungen meist anhand der Leberwerte und der Blutplättchen, jedoch gibt es keinen spezifischen Parameter.
In jedem Fall ist es wichtig, die labordiagnostischen Veränderungen immer in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen zu sehen.
Die Elektolyte
Die Bestimmung der Elektrolyte ist ebenfalls ein fester Bestandteil des geriatrischen Profils. Elektrolytverschiebungen können als Folgen multipler Erkrankungen auftreten.
Beim älteren Hund gilt vor allem der Phosphat-Wert als wichtiger Parameter zur Einstufung der Nierenfunktionsstörung. Erhöhte Kalziumwerte können bei tumorösen Erkrankungen vorkommen (sogenannte tumorassoziierte Hyperkalzämie).
Eine Hyperkaliämie findet sich unter anderem bei Harnwegsobstruktionen und einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz.
Niedrige Chlorid- & Natriumwerte treten klassischerweise bei langanhaltendem Erbrechen und Durchfall auf.
Fazit – Lohnt sich eine Vorsorge bei Hunde-Senioren?
Auch wenn das “Geriatrische Profil” nicht zur Diagnose aller Erkrankungen geeignet ist, so kann die Blutuntersuchung jedoch signifikant zur Früherkennung vieler Krankheitskomplexe dienen und hat dabei eine relevante Auswirkung auf den Therapieerfolg.
Daher ist eine Blutuntersuchung beim Hunde-Senioren auch bei einem scheinbar gesunden Hund zu empfehlen. Gerade Erkrankungen wie eine chronische Niereninsuffizienz oder Endokrinopathien lassen sich so frühzeitig erkennen und behandeln.
In jedem Fall ist es wichtig, die Laborwerte nicht isoliert, sondern in Zusammenhang mit der Symptomatik und der klinischen Untersuchung des jeweiligen Patienten zu interpretieren. Nur so kann ein sinnvoller und zielführender diagnostischer und therapeutischer Plan erarbeitet werden, der die Lebensqualität und Lebensdauer deiner Fellnase signifikant erhöhen kann.
Quellen:
Segev G, Cortellini S, Foster JD, Francey T, Langston C, Londoño L, Schweighauser A, Jepson RE. International Renal Interest Society best practice consensus guidelines for the diagnosis and management of acute kidney injury in cats and dogs. Vet J. 2024 Jun;305:106068. doi: 10.1016/j.tvjl.2024.106068. Epub 2024 Feb 6. PMID: 38325516.
Espino L, Miño N. Common Neurologic Diseases in Geriatric Dogs. Animals (Basel). 2024 Jun 10;14(12):1753. doi: 10.3390/ani14121753. PMID: 38929372; PMCID: PMC11200570.
Pati S, Panda SK, Acharya AP, Senapati S, Behera M, Behera SS. Evaluation of geriatric changes in dogs. Vet World. 2015 Mar;8(3):273-8. doi: 10.14202/vetworld.2015.273-278. Epub 2015 Mar 5. PMID: 27047084; PMCID: PMC4774830.
McKenzie BA, Chen FL, Gruen ME, Olby NJ. Canine Geriatric Syndrome: A Framework for Advancing Research in Veterinary Geroscience. Front Vet Sci. 2022 Apr 21;9:853743. doi: 10.3389/fvets.2022.853743. PMID: 35529834; PMCID: PMC9069128.
Laboklin aktuell (Ausgabe 05/20219) “Der geriatrische Patient
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