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Wenn die Verunsicherung groß ist – Impfen – ja? Nein? Vielleicht?
Ich habe lange überlegt, wie ich den Artikel aufbaue, da das Thema „Impfen beim Hund“ immer wieder heiß diskutiert wird und es teilweise sehr weit auseinander ragende Meinungen dazu gibt.
Dieser Beitrag richtet sich vor allem an diejenigen, die wie ich auch, ihre Hunde impfen aber das Ganze dennoch kritisch hinterfragen und sich umfassend darüber informieren möchten.
Noch immer gilt die Impfung als die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten. In den letzten Jahrzehnten ist es so gelungen in Deutschland, die wichtigsten Infektionskrankheiten einzudämmen.
Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde bei jedem erwachsenen Hund standardmäßig eine jährliche Wiederholungsimpfung durchgeführt.
In den letzten Jahren wurden aber immer mehr Stimmen laut, ob unsere Haustiere nicht zu viel geimpft werden. Daraus entwickelte sich eine wahre „Impfdiskussion“, die auch von vielen Tierärzten geführt wird.
Haupttenor der Impfdiskussionen ist zum einen die Tatsache, dass Menschen im Vergleich zu unseren Haustieren viel weniger geimpft werden und zum Anderen die Nebenwirkungen, die mit einer Impfung auftreten können.
Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit den Themen: Warum wird überhaupt geimpft, welche Impfungen stehen dem Hund zur Verfügung und was versteht man unter Core- und Non-Core-Vakzinen.
Im zweiten Teil geht es um die Impfkritik und die Nebenwirkungen der Impfung.
Warum impfen wir überhaupt?
Mit einer Impfung möchten wir dem Körper die Möglichkeit geben, schnell und stark gegen den Erreger anzugehen. Man wählt also eine „leichte Erkrankung“ durch die Impfung, um somit eine schwere Erkrankung zu verhindern.
Durch die Impfung werden dem Körper Impfantigene injiziert, die entweder abgetötet oder abgeschwächt sind, der Körper bildet nun in Anwesenheit dieser Antigene entsprechende Antikörper aus. Diese gebildeten Antikörper reagieren also direkt auf den Erreger. Werden diese Antikörper länger nicht mehr gebraucht, werden sie mit der Zeit wieder langsam abgebaut. Als Folge sinkt der Impftiter, den man auch bestimmen kann.
Grundsätzlich funktionieren Impfungen gegen Viren sehr gut (Tollwut, Staupe, Parvovirose). Impfungen gegen Bakterien (z. B. Leptospirose, Borreliose) wirken hingegen nicht so gut und die Wirksamkeit ist deutlich kürzer.
Core und Non-Core-Vakzine
Grundsätzlich unterschiedet man zwischen Core-Vakzinen und Non-Core-Vakzinen.
Core-Vakzine
Diese Impfung richtet sich gegen Erreger, gegen die der Hund zu jeder Zeit geschützt sein sollte. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass das Tier geimpft sein muss, es kann auch z. B. nach überstandener Krankheit einen Schutz haben.
Zu den Core-Komponenten gehören: Parvovirus, Staupevirus und das Tollwutvirus
Non-Core-Vakzine
Je nach Lebensbedingung, Alter und Gesundheitszustand wird entschieden, ob eine Impfung sinnvoll ist, oder eben nicht.
Zu den Non-Core-Impfungen gehören: Hepatitis contagiosa canis (HCC), Parainfluenza-Virus, Bordetella bronchiseptica, Leptospiren, Borrelien, Herpes-Virus (CHV-1) und Tetanus.
Die Core-Vakzine
Parvovirose und Staupe
Die Staupe ist eine Viruserkrankung, die verschiedene Organsysteme befallen kann und mit hohem Fieber einhergeht (von Erbrechen und Durchfall bis zu Atemproblemen). Im weiteren Verlauf kann es zu einer Schädigung des Gehirns mit zentralnervösen Erscheinungen kommen.
Die Parvovirose ist auch eine Viruserkrankung, die hoch ansteckend und sehr akut verläuft. Die Erkrankung ist durch hohes Fieber, starken Durchfällen und starker Abnahme der weißen Blutkörperchen gekennzeichnet.
Da sich nach wie vor Hunde, vor allem Welpen mit dem Virus infizieren, ist die Impfung gegen Parvovirose und auch gegen Staupe nach wie vor wichtig. Gerade weil der Infektionsdruck vor allem durch Hunde, die aus dem östlichen Ausland stammen, erhöht wird.
In der Klinik haben wir vor allem Welpen mit Staupe und Parvovirose behandelt und es ist wirklich sehr traurig mit anzusehen, wie die Kleinen, trotz Intensivmedizin versterben.
Tollwut
Deutschland gilt seit 2008 als frei von klassischer Tollwut.
Nichtsdestotrotz verlangen viele Hundepensionen, Veranstaltungen etc. dass der Hund einen aktuellen Tollwutschutz besitzt und spätestens wenn man mit seinem Hund ins Ausland verreisen möchte, kommt man um die Tollwut Impfung nicht drumherum, da sie für die Ein- und Ausreise vorgeschrieben ist.
Aber im Jahre 2005 wurde die Tollwutverordung angepasst, die seitdem sagt, dass Wiederholungsimpfungen innerhalb des Zeitraumes durchgeführt werden müssen, die der jeweilige Impfstoffhersteller für die jeweilige Impfung angibt. Und da gibt es gravierende Unterschiede (1-4 Jahre).
Weiterhin sagt die Tollwutverordnung, dass bei einem Ausbruch der Krankheit, im Falle eines Ansteckungsverdachts, Hunde ohne Impfung getötet werden. Das ist übrigens auch der Grund, warum Tollwut immer noch zu den Core-Komponenten gezählt wird.
Jedoch sind die letzten Fälle von klassischer Tollwut in Deutschland durchaus überschaubar:
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- 2010 in Neustadt-Aisch (Bayern): Bei einem illegal aus Bosnien importierten Welpen, der einen Menschen gebissen hatte
- 2013 im Landkreis Haßberge (Bamberg/Bayern): Bei einem aus Marokko importierten Hundewelpen
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Bei gut grundimmunisierten Hunden, die nie mit auf Auslandreisen gehen oder andere Veranstaltungen besuchen, die einen gut geführten Impfpass erfordern, kann auf das Nachimpfen verzichtet werden.
Wenn Du mit Deinem Hund auch ins Ausland reist, solltest Du Dich vorher über die individuellen Einreisebestimmungen erkundigen. Innerhalb der EU gibt es einheitlich nur die Tollwut-Pflicht. Jedoch hat jedes Land die Möglichkeit davon abweichende Bestimmungen festzulegen.
Weitere Informationen zu den jeweiligen Einreisebestimmungen findest Du auf Pets on Tour.
Die Non-Core-Vakzine
Hepatits contagiosa canis (HCC)
Diese Krankheit wird auch als „Ansteckende Leberentzündung des Hundes“ bezeichnet und ist eine Viruserkrankung, die zu einer schweren Leberentzündung beim Hund führt. Sie tritt in Deutschland nur noch sehr selten auf und über die Notwendigkeit der Impfung wird mittlerweile stark diskutiert.
Parainfluenza/ Bordetella (B.) bronchiseptica
Diese Erreger sind eine der Hauptverusacher des Zwingerhustens.
Eine Impfung gegen Parainfluenza kann niemals eine Zwingerhusten-Infektion verhindern, sondern nur die Symptome abmildern und den Verlauf verkürzen.
Es gibt Empfehlungen, vor allem junge Hunde, die viel Kontakt mit Artgenossen haben (Hundeschule, Tierheim, Tierpension) zu impfen. Manche Pensionen oder Hundeschule fordern dies auch.
Auch die Bakterien Bordetella (B.) bronchiseptica gehören zum Zwingerhusten-Komplex dazu.
Empfohlen wird es wie oben, nur Hunden die viel Kontakt zu Artgenossen haben. Weiterhin sollte man wissen, dass wenn man seinen Hund gegen B. bronchiseptica impfen lässt, eine erhöhte Infektionsgefahr für ca. 3 Wochen von ihm ausgeht.
Wenn im Haushalt immunsupprimierte Menschen leben, sollte der Hund nicht gegen B. bronchiseptica geimpft werden, da die Möglichkeit besteht, dass Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sich anstecken und erkranken.
Leptospirose
Die Erkrankung Leptospirose eine bakterielle Erkrankung, die zu recht unspezifischen Symptomen führt und verschiedene Organe betreffen kann (Nieren, Leber, Lunge, Magen-Darm-Trakt).
Das Problem ist, dass diese Familie über 200 Untertypen hat.
Am häufigsten werden in Deutschland folgende Serovara nachgewiesen:
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- Leptospira (L.) grippothyphosa
- L. pomona
- L. bratislava
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Gegen Leptospirose ist in Deutschland ein Impfstoff auf dem Markt, der nur zwei Serovare enthält ( Leptospira (L.) canicola und L. icterohämorrhagica) und ein modernere der 4 Untertypen abdeckt (L. canicola, L. icterohaemorrhagiae, L. grippotyphosa und L. australis/L. bratislava). Das bedeutet, dass ein Hund trotz Impfung an Leptospirose erkranken kann.
Leider ist die Wirksamkeit der Impfung auch nicht sehr lange und hält maximal 1 Jahr. Idealerweise sollte man im Frühjahr impfen. Außerdem gilt sie als recht nebenwirkungslastig. Gerade Zwergrassen scheinen gehäuft Probleme mit der Impfung zu haben.
Auch innerhalb der Impfkommissionen herrscht hinsichtlich dieser Impfung keine einheitliche Meinung.
Da geraden Zwergrassen und Welpen recht sensibel auf die Leptospirose Impfung reagieren, sollte gut überlegt werden, ob der Hund wirklich geimpft werden muss, z. B. Risikogebiet.
Die Leptospirose wird durch den Harn von Wildnagern, wie Mäuse und Ratten übertragen und insbesondere stehende Gewässer und Pfützen stellen ein Infektionsrisiko dar.
Daher sollte man sich als Besitzer fragen, ob die Impfung für meinen Hund Sinn macht oder nicht.
Ich selbst, impfe beide Hunde gegen Leptospirose. In Hannover gab es doch etliche Fälle von Leptospirose in der Klinik, die teilweise auch einen tragischen Verlauf nahmen. Außerdem sind beide sehr wasseraffin und trinken auch mal aus einer Pfütze.
Borreliose
Die Borreliose wird durch Zecken übertragen. Klinisch erkrankte Hunde zeigen Fieberschübe, Gelenkschmerzen und -entzündungen, Muskelschmerzen sowie Lahmheiten.
Wichtig zu wissen: Die Impfung schützt nicht vor der Infektion, sondern mildert nur die Symptome.
Wenn überhaupt, sollte sie nur in Regionen, die als „Risikogebiet“ gelten, z. B. Freiburger Raum eingesetzt werden und nur bei Hunden, die wirklich keine Antikörper gegen Borrelien haben.
Da jedoch eine Borreliose mit klinischer Symptomatik selten auftritt und die Impfung häufig Nebenwirkungen beinhaltet, würde ich eine Impfung gegen Borreliose nicht empfehlen. Als Nebenwirkung können Antigen-Antikörper-Komplexe, die sich in Niere oder Gelenken ablagern, auftreten.
Das Impfschema
Des Weitern wird bei einer Impfung zwischen Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung unterschieden.
Die Grundimmunisierung
Die Grundimmunisierung dient zum erstmaligen Aufbau eines Impfschutzes und legt den Grundstein für eine gute Immunantwort. Eine sorgfältige Grundimmunisierung wird von allem Leitlinien als essenziell angesehen und es herrscht bei allen darüber Einigkeit, dass sie in jedem Fall durchgeführt werden sollte.
Die Auffrischungsimpfung
Unter einer Auffrischungsimpfung versteht man die Wiederholung einer Impfung und den Impfschutz aufrecht zu erhalten. In welchen Rhythmus dies erfolgen sollte oder ob dies überhaupt nötig ist, darüber herrscht Uneinigkeit. Wir werden im zweiten Teil der Serie „Impfung beim Hund“ genauer darauf eingehen.
Die Abkürzungen im Impfpass
Häufig bekomme ich Fragen von Euch zu den ganzen Abkürzungen und Kombinationen, die mit der Impfung zusammenhängen.
Deshalb möchte ich Euch hier einmal die gängigsten Kombinationen und Abkürzungen darstellen.
Die klassischen Kombi-Impfungen beinhalten:
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- SHPPI+L (Staupe, Hepatitis (HCC), Parvovirose, Parainfluenza, Leptospirose (2fach oder 4fach)
- SHP+L (Staupe, Hepatits (HCC), Parvovirose, Leptospirose (2fach oder 4fach)
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Beide Schemen können auch mit Tollwut (T) kombiniert werden.
Weiterführende Links
Eine ausführliche Liste aller zugelassenen Impfstoffe in Deutschland für Hunde, findest Du hier.
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- Erfahre, warum es so wichtig ist, warum in jedem Hundenapf Öle nicht fehlen sollten.
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Ich gehe jedes Jahr mit meinem Hund zum impfen. Allerdings war ich eine ganze Weile bei einem Tierarzt, der immer komplett alles geimpft hat. Vor ein paar Jahren hab ich dann den Tierarzt gewechselt und da wurde mir erst mal gesagt, dass nicht jedes Jahr alles geimpft werden muss. Seit dem bekommt mein Horst das eine Jahr eine kleine Impfung und im nächsten Jahr ist dann eben die grosse dran. Grundsätzlich finde ich Impfungen sinnvoll, für Mensch und Tier. Lg. Astrid und Horst
Als Antwort auf Astrid Michel.
Hallo Astrid,
hallo Horst,
danke für Dein Kommentar. Ich finde Du hast da eine sehr gesunde Einstellung zu. Ich finde Impfungen absolut wichtig und um einen flächendeckenden Schutz bieten zu können, sollten auch alle Hundebesitzer impfen.
Habt noch einen wunderschönen Tag, viele Grüße Anja
Ich habe einen Chi, Montag eine Impfung gegen Leptospirose mit Versican Plus PiL4 bekommen, ich dachte sie stirbt, aufgerissene Augen, konnte sie nicht mehr anfassen, hat wild um sich gebissen als wenn sie überall Schmerzen hatte, bin dann sofort zum Tierarzt, starke Nebenwirkungen, habe jetzt Angst vor weiteren Impfungen die nächstes Jahr wieder fällig werden, das war nur ein Wirkstoff, frage mich ob sie die große Impfung übersteht.
Hallo Birgit,
teile deine Bedenken und Sorgen unbedingt deinem behandelenen Tierarzt mit. In solchen Fällen sollte immer individuell geschaut werden, wie man zukünftig weiter impft.
Ganz liebe Grüße
Anja
Toller Blogbeitrag! Kann man eigentlich auch nur gegen Leptospirose impfen lassen?
Meine Hündin trinkt zwar nicht aus Pfützen, aber hier gibt es tolle, spannende Mauselochwiesen😄. Da ich das Risiko nicht eingehen möchte, dachte ich auch an eine häufigere Leptoimpfung, falls man diese separat bekommen kann.
Auch überlege ich bis zum Anöstrus abzuwarten, damit sie nicht zu stark belastet wird.
Hallo Ines,
ja Leptospirose kann auch einzeln geimpft werden. Halte hierzu bitte einmal Rücksprache mit deiner Tierarztpraxis.
Alles Liebe, Anja
Eine Frage zu Leptospirose..wird das nur durch den Urin / Wasser übertragen oder auch noch anders? Bis jetzt habe ich dagegen nicht geimpft da meine Hündin Wasser und Pfützen meidet wie die Pest 😀 Wenns aber auch übers schnüffeln an Mäuselöchern übertragen werden kann sähe es wieder anders aus…
Hallo Sandra,
viele Leptospiren persistieren in Wildtieren (zB. Ratten, Mäusen, Wildschweinen), aber auch in Nutztieren (sog. Reservoirwirte). Die Leptospiren werden mit dem Urin ausscheiden und kontaminieren somit die Umwelt. Hinzukommt, dass Leptospiren besonders gut in stehenden Gewässern (zB Pfützen) überleben. Eine Ansteckung kann direkt und indirekt erfolgen. Eine Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Urin (seltener Blut oder Gewebe) von infizierten Tieren oder indirekt über kontaminierte Gewässer (Pfützen, Seen).
Liebe Grüße, Anja
Klarer, eingehender und umfassender Beitrag zum Impfen der Hunde. Vielen Dank!
Danke für das schöne Kompliment 🙂
Liebe Grüße
Anja
Hallo Anja,
vielen Dank für den informativen Beiträg. Bei uns steht im August die Lepto an, allerdings bin ich sehr unsicher, ob meinen Hud dagegen impfen lassen. Unsere Maus hatte als Welpe nach einer Tollwut und Infektionskrankheiten-Impfung einen anaphylaktsichen Schock und musste behandelt werden. Die letzen 6 Jahre lief alles gut mit Impfungen. Nun hatte sie im März nach einer Babesiose Impfung akutes Nierenversagen (andere Ursachen konnten ausgeschlossen z.B. Lepto, Vergiftung…) und wurde in der TK mit einem Krea von 3,29 behandelt. Leider ist sie jetzt chronisch nierenkrank (CNI Stadium 2). Ich habe große Bedenken sie überhaupt nochmal impfen zu lassen, ich habe Angst, dass sie nochmal ins Nierenversagen rutscht. Sie hat leider auch sehr viele Futtermittelunverträgöichkeiten und hat Gallenschlick. Ich bin jetzt unschlüssig, ob gegen Lepto impfen oder nicht, da der Impfstoffe ja auch sehr viele Nebenwirkungen hat. Sie trinkt nicht aus Pfützen und geht auch nicht in Gewässern baden, könnte sie sich theoretisch auch über das Schnüffel an Gras oder Erde anstecken. Alle TÄ raten mir dazu, aber ich bin verunsichert.
Liebe Grüßen
Julia
Liebe Julia,
vielen Dank für deine Nachricht und das Vertrauen, mit dem du deine Geschichte teilst. Ich kann deine Unsicherheit absolut nachvollziehen – vor allem nach so einschneidenden Erfahrungen wie einem anaphylaktischen Schock und einem akuten Nierenversagen.
Gerade bei Hunden mit einer chronischen Nierenerkrankung in Kombination mit bekannten Impfreaktionen ist die Entscheidung für oder gegen eine Impfung besonders schwierig. Es ist wichtig, sehr individuell abzuwägen:
🔹 Das Risiko der Infektion: Wenn deine Hündin keinen direkten Kontakt zu stehenden Gewässern hat, nicht aus Pfützen trinkt und insgesamt eher kontrolliert unterwegs ist, ist das Risiko einer Leptospirose-Erkrankung zwar nicht null – aber möglicherweise deutlich geringer als bei einem Hund mit viel Kontakt zu potenziellen Infektionsquellen. Eine Übertragung kann theoretisch auch über mit Urin kontaminierten Boden oder Pflanzenmaterial erfolgen, aber das ist seltener.
🔹 Das Risiko der Impfung: In deinem Fall liegt durch die Vorgeschichte ein erhöhtes Risiko für eine Impfreaktion vor – sowohl allergisch (wie in der Vergangenheit) als auch möglicherweise belastend für die Nieren. Leptospirose-Impfstoffe gelten allgemein als reaktiver als andere Impfstoffe.
🔹 Alternative Strategien: In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, auf die Impfung zu verzichten und stattdessen besonders auf Hygiene und Risikovermeidung zu achten – das sollte aber immer individuell mit einem erfahrenen Tierarzt besprochen werden, idealerweise mit internistischer Expertise oder Erfahrung im Umgang mit chronisch kranken Hunden.
Du machst es aus meiner Sicht genau richtig: Du informierst dich, wägt sorgfältig ab und hast den Mut, auch kritische Fragen zu stellen. Das ist verantwortungsvoll und im Sinne deines Hundes.
Wenn du magst, hol dir gerne noch eine zweite tierärztliche Meinung ein – idealerweise bei jemandem, der auf Impfberatung oder CNI spezialisiert ist.
Ich wünsche deiner Hündin von Herzen alles Gute – und dir eine gute Entscheidung, mit der du dich sicher fühlen kannst. 🐾
Herzliche Grüße
Hallo
vielen Dank für den neutralen Beitrag bezüglich der Impfungen. Leider bekommt man bei der Suche im Internet oftmals nur Hinweise und Empfehlungen von direkt oder indirekt aus finanziellen Gründen an Viel-Impfungen Interessenten Pharmavertrieben. Da ist man als Hundehalter wirklich dankbar einmal einen neutralen Beitrag lesen zu können.
Ich habe seit mehr als 30 Jahren Hunde und Katzen. Diese wurden immer von meinem Tierarzt nach dessen Empfehlungen geimpft. Einer der Hunde, ein Sheltie, wurde ca 30 Minuten nach der Leptospiroseimpfung sehr krank. starke Atembeschwerden, Herzrasen. Todesangst. Wir sind sofort zurück in Tierklinik gefahren. Dort wurde ihm ein Beruhigungsmittel gegeben und wir wurden wieder heimgeschickt. Ein Jahr später, ich habe extra auf die Impfreaktion hingewiesen, wurde ihm eine zweite Leptospiroseimpfung gegeben. 30 Minuten später ist mein kleiner Sheltie zusammengebrochen, sein Kopf war auf Rottweiler – Größe angeschwollen. Wir sind zurück in die Klinik und nur durch die hohen Cortisongaben hat unser kleiner Sheltie überlebt. Was mich am meisten dann entsetzt hatte war der Hinweis des Tierarztes man könne in 12 Monaten den Leptospiroseimpfstoff eines anderen Herstellers ausprobieren vielleicht würde er diesen besser vertragen.
Zur Zeit lebt ein kleiner Sheltie im Alter von 14 Wochen bei uns. Die Züchterin hat alle Welpen im Alter von 8 Wochen auch gg Leptospirose impfen lassen. Unser Kleiner hat seit dieser Impfung starken Juckreiz. Als ich heute beim Tierarzt nur SHP impfen ließ und auf die zweite Leptospiroseimpfung verzichtet habe ist dies auf ziemliches Unverständnis gestoßen. Ich sehe wenig Sinn einen Hund gegen etwas impfen zu lassen was weder gegen sämtliche Erreger bzw laenger als ca 6 Monate wirkt. Schon der Hinweis des Impfherstellers wegen der Wirksamkeit im Frühjahr impfen zu lassen sagt doch Alles.
Ich bin kein Impfgegner. Lasse meine Hunde aucg regelmäßig alle drei Jahre gegen Tollwut impfen…aber dieser Leptospiroseimpfung traue ich nicht mehr so recht. Ich würde gg Leptospirose impfen lassen, auch weil wir entlang an einem Fluss mit Bisamratten Gassi gehen …nur müsste der Impfstoff verbessert werden…..auch im Hinblick auf die anscheinend starken Nebenwirkungen.
Liebe Renate,
vielen Dank für deine Nachricht und dafür, dass du deine Erfahrungen so offen geteilt hast. Es tut mir sehr leid zu lesen, was dein kleiner Sheltie durchmachen musste – solche Erlebnisse sind erschütternd, besonders wenn man als Halter alles richtig machen möchte und dennoch so etwas passiert.
Ich finde es wichtig, dass du trotz dieser schwierigen Erfahrungen nicht pauschal gegen Impfungen eingestellt bist, sondern dir differenziert Gedanken machst – genau so sollte Aufklärung funktionieren: sachlich, individuell und immer mit dem Blick auf den einzelnen Hund.
Gerade bei der Leptospiroseimpfung gibt es immer wieder Diskussionen, weil sie zwar sinnvoll sein kann, aber eben nicht für jeden Hund gleichermaßen geeignet ist – und leider in Einzelfällen auch zu heftigen Nebenwirkungen führen kann. Deine Skepsis ist absolut nachvollziehbar, insbesondere nach dem, was du erlebt hast. Dass du trotzdem bereit wärst, erneut impfen zu lassen, wenn der Impfstoff weiterentwickelt wird, zeigt, wie verantwortungsvoll du mit dem Thema umgehst.
Ich wünsche euch von Herzen, dass euer junger Sheltie gesund bleibt – und dass ihr mit eurer tierärztlichen Betreuung einen gemeinsamen Weg findet, der eure Bedenken ernst nimmt und gleichzeitig dem bestmöglichen Schutz eures Hundes dient.
Herzliche Grüße
Anja