Seit einigen Wochen liest man wieder vermehrt Berichte über Lungenwürmer beim Hund und damit einhergehend wächst auch die Verunsicherung.
Deshalb gibt es heute einen Artikel zum Thema „Lungenwürmer beim Hund“.

Heute erfährst du, was es mit dieser Erkrankung auf sich hat. Wie Lungenwürmer sich entwickeln, wie sie zum Hund kommen und natürlich wie sich die Erkrankung äußert bzw. wie man sie behandelt.

Was sind Lungenwürmer überhaupt?

Unter dem Begriff „Lungenwürmer“ versteht man eine Gruppe von verschiedenen Wurmarten. Ihre Gemeinsamkeit – eins oder mehrere Entwicklungsstadien werden in der Lunge bzw. in den Atemwegen des befallenen Tieres durchgeführt.
Für den Hund relevant sind hierbei folgende Wurmarten:

  • Großer oder französischer Lungenwurm – Angiostrongylus vasorum
  • Kleiner Lungenwurm – Crenosoma vulpis

Beide Lungenwurmarten sind, laut der Studie von Barutzki und Schaper aus 2009 (Barutzki D and Schaper R: Natural Infections of Angiostrongylus vasorum and Crenosoma vulpis in Dogs in Germany (2007-2009)), auch in Deutschland relativ oft bei Hunden und Katzen nachzuweisen. Die zwischen 2007 und März 2009 für die Studie eingereichten Kotproben ergaben dabei eine unerwartet hohe Befallsrate mit Lungenwürmern. Insgesamt wurden nur Hunde in die Studie miteinbezogen, die mindestens drei Monate vor Entwicklung der klinischen Symptome nicht im Ausland waren.

In welchen Regionen muss man mit einer Lungenwurm-Erkrankung rechnen?

Früher galt vor allem Frankreich, England und Dänemark als „gefährliches Gebiet“. In den letzten Jahren kam es jedoch zu einer Ausweitung und einer Zunahme der Lungenwürmer. Insbesondere die Schweiz, Italien und Deutschland weisen immer mehr Fälle auf.
In den folgenden Regionen Deutschlands traten vermehrt Infektionen mit dem großen oder französischen Lungenwurm (Angiostrongylus vasorum) auf:

Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfahlen, Rheinland-Pfalz, Saarland, sowie einigen kleineren Gebieten in Bayern, Sachsen und Brandenburg. Eine Grafik zu den Endemiegebiete findest du im Vet-magazin.

Der kleine Lungenwurm (Crenosoma vulpis) ist in Teilen Nordamerikas, Asien und Europa verbreitet. In Europa gelten folgende Länder als endemisch: Bulgarien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Österreich, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweiz, Ungarn und Weißrussland. Also quasi überall… Über die genaue Verbreitung in Deutschland liegen aktuell wenige Daten vor.

Der Große oder französische Lungenwurm (Angiostrongylus vasorum)

Da vor allem der große Lungenwurm schwere Symptome hervorrufen kann, gehe ich im Folgenden hauptsächlich auf diese Wurmart ein.
Dieser Lungenwurm wird bis zu 25 mm groß und siedelt sich in den Lungenarterien und im rechten Herzen von Hunden und Fuchsen an, die als Endwirte fungieren.

Aber wie kommt die Lungenwürmer in den Hund?

Die Infektion mit dem Lungenwurm (sowohl großer als auch kleiner Lungenwurm) erfolgt durch die Aufnahme der Lungenwurm-Larven, beispielsweise beim Fressen von Gras. Zumeist geschieht das durch die Aufnahme von winzig kleine, millimetergroße Jungschnecken, die schon infiziert sein können. Manchmal kann es auch passieren, dass der Hund eine Schnecke unbeabsichtigt beim Trinken oder beim Fressen aufnimmt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass der Hund durch infiziertem Schneckenschleim die Larve des Lungenwurmes mitaufnimmt.
Wenn eine infizierte Schnecke stirbt, werden die Larven dabei freigesetzt und diese sind noch mehrere Wochen nach dem Tod ihres Wirtes in der Umwelt infektiös. Dabei dienen sowohl Nackt- als auch Gehäuseschnecken, als Zwischenwirte, seltener auch Frösche.
Ein Hund kann jedoch niemals einen anderen Hund anstecken. Es bedarf immer die Schnecke bzw. deren infizierten Schleim als Zwischenwirt.

Bye the way: Auch der Mensch kann sich mit dem Lungenwurm, als sogenannter Fehlwirt, anstecken.

Lungenwürmer beim Hund, www.vet-dogs.de

Was passiert mit den Lungenwürmern im Körper des Hundes?

Die gefressene Larve, befindet sich zunächst im Magen-Darmtrakt des Hundes, dort dringt sie in die Darmwand des Hundes ein und gelangt mittels Lymph- und Blutgefäße in die Lungenarterien und in die rechte Herzkammer bzw. rechter Vorhof. 6-8 Wochen nach der Infektion erfolgt dann dort die Eiablage.
Die Eier gelangen in die Blutkapillaren (mini kleine Gefäße) der Lunge, dort schlüpfen die Larven aus den Eiern und wandern in die Lungenbläschen, den Alveolen. Von dort aus werden die Larven hochgeflimmert bzw. hochgehustet und wieder abgeschluckt.
So gelangen die Larven wieder in den Darmtrakt und werden anschließend mit dem Kot ausgeschieden. Schnecken nehmen anschließend diese Larven auf und so setzt sich der Kreislauf dann weiter fort.

Ein eindrucksvolles Video zum Entwicklungszyklus des großen Lungenwurms kannst du dir auch hier bei Youtube vom Bundesverband für Tiergesundheit e.V. anschauen.

Welche Symptome treten bei den Hunden auf?

Die klinischen Anzeichen des Lungenwurmbefalls mit dem großen Lungenwurm sind leider sehr variabel. Die Infektion kann sowohl unbemerkt, also subklinisch, bis tödlich verlaufen.
Die Eier und Larven im Atemtrakt verursachen oft Pneumonien (Lungenentzündungen), die sich oftmals als Husten und Atemnot zeigen. Bei massiven, chronischen Infektionen kann es auch zu Blutungsstörungen kommen. Diese Hunde zeigen Nasenbluten, Unterhaut Hämatome, Anämie und generell eine gesteigerte Blutungsneigung. Möglich, aber Gott sei Dank seltener auftretend sind neurologischen Ausfallserscheinungen (beispielsweise Hinterhandschwäche, Muskelzittern, Gleichgewichtsstörungen, steifer Gang etc).
Weitere nicht spezifische Anzeichen können mangelnder Appetit, Gewichtsverlust, Leistungsminderung oder Mattigkeit sein.
Kommt es zu einer Verlegung (Obstruktion) der Lungengefäße oder anderen Blutgefäßen kann es zum plötzlichen Versterben kommen.
Gelegentlich führen fehlgewanderte Larven in Gehirn, Niere, Harnblase oder Augenkammer zu entsprechenden klinischen Symptomen.
Die häufigsten Anzeichen sind jedoch Husten, Atemnot, Blutgerinnungsstörungen und Kreislaufkollaps.

Der kleine Lungenwurm (Crenosoma vulpis)

Die vom Hund aufgenommenen Larven des kleinen Lungenwurms gelangen durch die orale Aufnahme in den Magen-Darmtrakt des Hundes. Von dort wandern diese über die Leber, den venösen Blutkreislauf und die rechte Herzkammer in die Lunge. In den Bronchien oder in der Luftröhre reifen die Larven heran und legen dort ihre Eier ab. Die daraus entwickelten Larven werden wiederrum hochgehustet und teilweise wieder verschluckt. Diese gelangen anschließend wieder über den Darmtrakt mit dem Kot in die Umwelt.

Die Symptome sind bei der Infektion mit dem kleinen Lungenwurm wesentlich milder ausgeprägt. Hauptsymptome sind Husten, Würgen, Auswurf von Schleim, Niesen und Atemnot. Herz-Kreislaufstörungen, zentralnervöse Symptome und Blutgerinnungstörungen sind bei einer Infektion mit dem kleinen Lungenwurm untypisch.

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Wie weist man nun Lungenwürmer beim Hund nach?

Am gängigsten und kostengünstigsten ist der mikroskopische Nachweis der Larven im Kot. Wegen der unregelmäßigen Ausscheidung der Larven, sollte der Kot über 3 Tage hinweg gesammelt und zusammen untersucht werden.
Da die Larven jedoch frühestens nach 40 Tagen nach erfolgter Infektion ausgeschieden werden, sollte bei Verdacht eines Befalls mit Lungenwürmern und einer negativen Kotuntersuchung eine weitere Nachuntersuchung erfolgen.

Alternativ ist ein Nachweis von zirkulieren Antigenen und Antikörpern im Blutserum und Blutplasma möglich. Weitere diagnostische Möglichkeiten wie Röntgen, Ultraschall, CT oder Endoskopie können ergänzende Hinweise auf eine Infektion mit Lungenwürmern liefern und den Verlauf, sowie Schweregrad der Erkrankung besser abschätzen.

Wie wird eine Erkrankung mit Lungenwürmern behandelt?

Behandelt werden Lungenwürmer beim Hund mit einem „Wurmmittel“, einem Anthelminthika. Diese gehören der Gruppe der makrozyklischen Laktone oder Benzimidazole an.

Mögliche Präparate sind (nähere Informationen findest Du hier):

Die makrozyklischen Laktone

Dazu gehören Moxidectin (Advocate), als eine einmalige Spot-On-Behandlung mit 2,5 mg/kg KM Moxidectin und 10 mg/kg KM Imidacloprid, eventuell ist eine Wiederholung nach 4 Wochen notwendig.
Alternativ steht Milbemycinoxin (Milbemax) zur Behandlung von Lungenwürmer beim Hund zur Verfügung. Dieses wird insgesamt viermal verabreicht, jeweils im wöchentlichen Abstand mit 0,5 mg/kg KM.

Die Benzimidazole

Dazu wird Fenbendazol (Panacur) täglich als orale Verabreichung von 50 mg/kg KM über drei Wochen hinweg verabreicht. Fenbendazol ist jedoch in Deutschland nicht für diese Indikation zugelassen.
Unterstützend kann eine Behandlung mit einem Antibiotikum oder einem Glukokortikoid (Cortison) bei schwerwiegenden Fällen von Nöten sein.

Wird ein Lungenwurmbefall frühzeitig diagnostiziert, ist die Prognose sehr gut.

Was kann ich prophylaktisch gegen Lungenwürmer beim Hund tun?

In sogenannten Endemiegebieten kann die regelmäßige, monatliche Verabreichung von makrozyklischen Laktonen (Advocate oder Milbemax) einen Lungenwurmbefall weitestgehend vorbeugen und sinnvoll sein. Dies solltest du im einzelfall mit deinem Tierarzt besprechen.

Lungenwürmer beim Hund, www.vet-dogs.de

Lungenwürmer beim Hund – Fazit

Neuere Studien belegen eindeutig, dass Lungenwürmer bei Hunden in Deutschland eine ernst zu nehmende Erkrankung darstellen und wahrscheinlich in Zukunft auch eine zunehmende Rolle spielen werden. Da der Nachweis von Lungenwürmern mittels einer Kotuntersuchung einfach und kostengünstig durchzuführen ist, sollte bei Hunden mit Atemwegsproblemen differenzial diagnostisch immer Lungenwürmer mit abgeklärt werden.
Sofern der Hund neurologische Probleme oder eine Koagulopathie zeigt für die kein erkennbarer Grund vorliegt, sollte auch an eine Lungenwurm-Erkrankung gedacht werden.

Insgesamt hat der Befall mit Lungenwürmern, sofern es frühzeitig festgestellt wird, eine sehr gute Prognose beim Hund. Unbehandelt kann eine Erkrankung mit Lungenwürmern leider auch zum Tod führen. Sollte man in einem der genannten Endemiegebieten leben, einen Hund haben der viel draußen unterwegs ist und viel Gras frisst, kann eine monatliche Prophylaxe sinnvoll sein.

Du möchtest auch wissen, wie du deinen Hund effektiv gegen Zecken schützen kannst? In meinem Artikel zur Zeckenprophylaxe beim Hund – findest du nützliche Informationen dazu.


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