Der Mastzelltumor beim Hund – in diesem Artikel erhälst du alle wichtigen Infos zu dieser Tumorerkrankung.
Dieser Tumor gehört zu den häufigsten Hauttumoren des Hundes und nimmt auf Grund seiner Variabilität und den unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten eine „gewisse Sonderstellung“ ein.
Ich möchte dir aufzeigen, was der Mastzelltumor beim Hund überhaupt ist, wie dieser diagnostiziert wird und was du bei der Therapie beachten solltest.

Der Mastzelltumor beim Hund – Was versteht man darunter?

Mastzelltumor beim Hund

Als einen Mastzelltumor bezeichnet man eine Ansammlung entarteter Mastzellen. Mastzellen selbst gehören zum blutbildenden System und werden im Knochenmark gebildet. Sie übernehmen wichtige Aufgaben der Immun-, Allergie- und Entzündungsabwehr.

Der Mastzelltumor beim Hund gehört zu den häufigsten diagnostizierten Hauttumoren. Grundsätzlich kann er überall am Körper auftreten, voranging aber an den Gliedmaßen, Rumpf, Kopf und Übergang After/ Geschlechtsorgane. Gelegentlich tritt er auch an den Schleimhäuten (z. B. Maulschleimhaut, Bindehäute oder Vorhaut- bzw. Vaginalschleimhaut) auf.
Neben dieser lokalisierten Form,
gibt es eine systemische Form, die Gott sei Dank selten auftritt. Darunter versteht man, dass primär die inneren Organe betroffen sind (Leber, Milz, Knochenmark). Hunde jeglichen Alters sind betroffen, auch junge Hunde können an einem Mastzelltumor erkranken. Mastzelltumore die an den Schleimhäuten (wie Bindehäute, Maul-, Vaginalschleimhäute oder an der Vorhaut) auftreten, zeigen histologisch ein aggressiveres Verhalten, als die der bedeckten Haut.

Die Entstehungsursachen sind noch nicht geklärt. Jedoch gibt es einige Hunderassen, beispielsweise Boxer oder andere kurzköpfige Rassen, die gehäuft betroffen sind. Auch für Dackel, Retriever und Sennenhunde besteht eine Rasseprädisposition.Histologisch gesehen, erkranken diese Rassen jedoch meistens an weniger bösartigen Formen. Dies lässt vermuten, dass eine genetische Komponente denkbar ist.

Den Mastzelltumor kann man in drei Differenzierungsgrade einteilen

Histologisch gesehen kann man Mastzelltumore in drei Differenzierungsgrade einteilen.

Grad I

Grad I stellt dabei die am wenigsten bösartige Form dar. Es handelt sich um gut differenzierte Tumore, die nur gering invasiv wachsen und eine niedrige Metastasierungsrate haben. Insgesamt haben diese Tumore eine gute Prognose.

Grad II

Grad II Mastzelltumore können sich wenig bis bösartig verhalten und nehmen eine Zwischenstellung ein. Der Pathologe kann weitere Untersuchungen (Ki 67, KIT Mutation) veranlassen um den Aggressionsgrad abschätzen zu können. Aber auch hier gilt, sofern keine weiteren Organe (Metastasen) betroffen sind, ist die Chirurgie Therapie der Wahl.  Auch die Prognose ist bei den meisten Grad II Tumoren, die komplett im gesunden Gewebe entfernt wurden, gut.

Ki 67-Protein

Ki 67 ist ein Kernprotein, das von den sich teilenden Zellen gebildet wird und somit zur Bestimmung des Aggressionspotentials herangezogen werden kann. So verkürzt sich die Lebenszeit bei Hunden mit einem Mastzelltumor Grad II bei einem Ki 67 Score von über 1,8 signifikant.

Tyrosinkinaserezeptor (KIT-Rezeptor)

Weiterhin kann der Tyronsinkinaserezeptor (KIT) mutiert sein. Dieser Rezeptor ist für die Regulation von Wachstum, Differenzierung und Aktivierung der Mastzellen verantwortlich. Das Vorliegen einer Mutation für diesen Rezeptor spricht für ein höheres Aggressionsverhalten und somit für eine schlechtere Prognose.

Grad III

Grad III Mastzelltumore haben die schlechteste Prognose, verhalten sich leider äußerst aggressiv und breiten sich rasch im Körper aus. Bei diesen Tumoren müssen weitere Therapiemaßnahmen, wie eine Chemotherapie herangezogen werden.

Woran erkenne ich, ob mein Hund an einem Mastzelltumor erkrankt ist?

Prinzipiell kann jeder Hautknubbel ein Mastzelltumor sein. Wichtig ist deshalb, diesen so früh wie möglich untersuchen zu lassen. In meinem Artikel über die Hauttumore beim Hund, findest du alle wichtigen Informationen dazu.

Insgesamt kann der Mastzelltumor sehr unterschiedlich aussehen. Neben soliden Erhabenheiten der Haut, können Mastzelltumore aber auch als nässende offene, schlecht heilende Wunde auftreten. Die wichtigste Differentialdiagnose zur gutartigen Fettgeschwulst, dem Lipom, ist der Mastzelltumor!

Der Mastzelltumor ist in der Lage, aktive Substanzen auszuschütten

Durch ihre Funktion in der Allergie-, Entzündungs- und Immunabwehr, enthalten Mastzellen verschiedene aktive Substanzen (unter anderem Heparin, Histamin). Diese werden im Zellinneren gespeichert und können spontan oder durch Manipulation freigesetzt werden. Die Freisetzung dieser Substanzen kann folgende Auswirkungen auf den Körper haben:

Lokal:

Erhöhte Blutungsneigung, Juckreiz und/ oder Schwellung des Hautkotens, Wundheilungsstörungen

Den gesamten Körper betreffend:

Magen- und oder Darmgeschwüre und damit einhergehend dunkel gefärbter Kot (Meläna), Erbrechen, Appetitlosigkeit
Allergische Reaktionen bis hin zum Schock

Wie wird ein Mastzelltumor diagnostiziert?

Wie alle Knoten der Haut, sollte auch bei dem Verdacht eines Mastzelltumors dieser mittels einer Feinnadelaspiration (FNA) diagnostiziert werden. Dazu werden einzelne Zellen mit Hilfe einer Kanüle aus dem Tumor entfernt und diese anschließend unter einem Mikroskop untersucht.

Wenn der Verdacht besteht, dass es sich um einen Mastzelltumor handeln könnte, sollte man vor der Feinnadelaspiration dem Hund ein Antihistaminikum spritzen. Durch diese Maßnahme wird die Ausschüttung dieser Substanzen verhindert.

Hilfe, bei meinem Hund wurde ein Mastzelltumor diagnostiziert, was nun?

Wenn sich der Verdacht des Mastzelltumors bestätigt, sollten weitere Untersuchung veranlasst werden um zu beurteilen, ob der Tumor bereits gestreut hat oder nicht. Typische Metastasierungsorte sind Lymphknoten, Milz, Leber und Knochenmark. Lungenmetasten kommen so gut wie nie vor. Eine zytologische Untersuchung der dazugehörigen Lymphknoten (sofern tastbar) ist empfehlenswert. Außerdem sollte ultraschallgeführt eine zytologische Probe von Leber und Milz entnommen werden und auch das Blut sollte auf Mastzellen untersucht werden (Buffy coat).
Für Mastzelltumore Grad III ist von einer Metastasierungsrate von 50 % auszugehen.

Die zytologische Untersuchung von Leber und Milz wird auch bei Organen, die im Ultraschall komplett unauffällig sind, empfohlen. Denn man weiß, dass dies keine Aussagekraft, hinsichtlich einer möglichen Metastasierung, dieser Organe hat.

Warum ist es so wichtig, vorab zu wissen, ob der Tumor gestreut hat?

Der Mastzelltumor beim Hund – die Behandlungsmöglichkeiten

Die chirurgische Entfernung des Tumors

Je nach Ausbereitungsgrad ist die Therapie der Wahl verschieden. Wurde ein Mastzelltumor beispielsweise am Hinterbein diagnostiziert, eine Streuung ist ausgeschlossen und eine weitreichende chirurgische Entfernung ist möglich, ist die Chirurgie Therapie der Wahl. Wie schon angedeutet, reicht eine minimale chirurgische Entfernung des Tumors nicht aus. Der Mastzelltumor wächst invasiv, das bedeutet, dass er über die Pseudokapsel (die den Tumor umgibt) hinaus in das umliegende Gewebe wächst. Es muss also immer ein entsprechender Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe belassen werden.

Grad I Mastzelltumore die vollständig im gesunedn Gewebe entfernt wurden, werden nicht mehr auftreten und die Hunde gelten als geheilt. Sind einzelne bösartige Zellen nachzuweisen, sollte eine weitere radikale Nachresektion oder anschließende Bestrahlungstherapie besprochen werden.

Bei den Mastzelltumoren Grad II, hängt die Prognose zum einem von dem Aggressionspotential des Tumors ab und zum anderen in wie weit der Tumor im gesunden Gewebe entfernt werden konnte. Gegeben falls sind hier weitere therapeutische Maßnahmen, wie Nachbestrahlung oder Chemotherapie empfehlenswert.

Sollte der Tumor jedoch bereits andere Organe befallen haben (Metastasen), ist eine chirurgische Entfernung (Exstirpation) nicht in jedem Fall ratsam, sondern eher eine Chemotherapie Therapie der Wahl.

In jedem Fall sollte nach der Tumor-OP eine pathologische und histologische Untersuchung des Tumors erfolgen. Nur so kann der Differenzierungsgrad und das Aggressionspotential des Tumors bestimmt und eine Aussage über die Tumorränder (Wurde der Tumor insgesamt im gesunden Gewebe entfernt?) getroffen werden.

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Ist eine Bestrahlungstherapie sinnvoll?

Bei Mastzelltumoren, die insgesamt nicht adäquat operiert wurden oder Grad II Tumore, die eine Metastasierung des Lymphknotens aufweisen, sollte ebenfalls über eine anschließende Bestrahlungstherapie beraten werden.

Ziel der Bestrahlungstherapie ist, Resttumorzellen zu zerstören und ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) zu verhindern.

Wie wird eine Bestrahlungstherapie durchgeführt? Was bedeutet das für meinen Hund?

Je nach Klinik wird die Bestrahlungstherapie unterschiedlich durchgeführt. Wir in Hannover haben Hunde mit einem Mastzelltumor 2x wöchentlich, insgesamt 10 x bestrahlt. Die Bestrahlungstherapie selbst, ist recht unspektakulär und wird von den meisten Hunden gut toleriert. Nebenwirkungen treten selten auf.
Es kann durch die Bestrahlung zu einer Hautentzündung kommen, auch kann das Fell anschließend ausfallen und wächst dann häufig in einer anderen Farbe wieder nach.
Da der Hund während der sehr kurzen Bestrahlung ganz ruhig liegen muss, ist eine kurze Narkose unumgänglich. Zuvor sollte eine Blutuntersuchung, um mögliche Grunderkrankungen (wie Nierenerkrankungen) auszuschließen, durchgeführt werden. Die Kosten für so eine Bestrahlungstherapie belaufen sich auf ca. 3.500 € (Hannover). Neben der Tierärztlichen Hochschule Hannover, bietet auch die Tierklinik Hofheim, die Uniklinik München und Tierklinik Bramsche eine Bestrahlungstherapie an. Weitere Klinken sind möglich.

Hinsichtlich der Prognose, legte eine neuere Studie dar, dass über 90 % der Hunde mit Mastzelltumoren Grad I und II, nach einer Bestrahlungstherapie 3 Jahre rezidiv frei waren und 71 % der Patienten mit Grad III Tumoren überlebten länger als 1 Jahr.

Die Chemotherapie, eine Alternative für meinen Hund?

Grad III Mastzelltumore haben bei alleiniger chirurgischer Entfernung eine sehr schlechte Prognose. Eine Chemotherapie ist in diesem Fall anzuraten, jedoch ist es eine rein lebensverlängernde Maßnahme. Auch bei inoperablen Tumoren ist eine Chemotherapie zu empfehlen.

Wenn eine Chemotherapie in Frage kommt, gibt es zwei Möglichkeiten.

Zum einen eine klassische Chemotherapie mit Vinblastin, Lomustin (eine intravenöse Injektion und Tabletten im Wechsel) und Prednisolon. In Hannover kostete eine Chemotherapie für einen 30 kg schweren Hund ca. 200 € pro Chemotherapie. Alternativ gibt es zwei für den Hund zugelassene Medikamente zur Behandlung des Mastzelltumors – Masivet und Palladia.

Soll ich meinem Hund wirklich eine Chemotherapie zumuten?

Allgemein zur Chemotherapie ist zu sagen, dass die meisten Hunde diese sehr gut vertragen. Wie immer, sollte auch hier das Wohlbefinden des Hundes an erster Stelle stehen. Neben den Krebszellen, werden durch eine Chemotherapie alle schnell teilenden Zellen abgetötet, also auch die wichtigen körpereigenen Abwehrzellen. Wenn diese in einem niedrigen Bereich liegen, kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Klassische Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall und Schlappheit sind dann die Folge, sollten aber die Ausnahme bleiben.

Dass die Chemotherapie bei Hunden so gut vertragen wird, hängt damit zusammen, dass andere Dosen als in der Humanmedizin zum Einsatz kommen. Beim Menschen setzt man bewusst hohe Dosen ein um einen möglichst hervorragenden Erfolg zu haben. Bei Tieren sieht das anders aus. Primäres Ziel ist nicht, den Hund zu heilen, sondern die Lebenszeit unter einer sehr guten Lebensqualität zu verlängern. Das hat auch ethische Hintergründe. Einen Menschen kann man fragen, ob er eine Chemotherapie durchführen lassen möchte, den Hund jedoch nicht. Hier ist der Besitzer, derjenige der die Entscheidung für ein anderes Lebewesen übernimmt.
Deshalb ist es so enorm wichtig, dass es den Hunden auch unter einer Chemotherapie gut geht.
Anderseits finde ich es auch sehr wichtig eine gute Aufklärungsarbeit hinsichtlich einer Chemotherapie zu leisten. Denn viele Besitzer sind sich unsicher, haben Angst ihrem Hund sowas zuzumuten. Und lehnen diese Form der Therapie aus Angst ab.

Die Tyrosinkinase-Inhibitoren, wie Masivet werden durch den Hundebesitzer selbst verabreicht. Regelmäßige Laborkontrollen sind dabei obligatorisch. Wie der Name schon sagt, hemmen diese Medikamente die Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist für das Tumorwachstum und die Zellteilung essentiell. Durch die Hemmung soll ein weiteres Wachstum des Tumors verhindert werden bzw. idealerweise soll der Tumor sich sogar zurückbilden.

Worauf muss ich als Hundebesitzer bei Masivet und Palladia achten?

Wie oben beschrieben gibt es zwei zugelassene Medikamente: Masivet und Palladia.
Da beide die Nieren- und Leberfunktion beeinträchtigen können, müssen diese regelmäßig kontrolliert werden. Bei beiden Medikamenten muss die Tablette als Ganzes eingegeben werden. Ein Teilen der Tabletten sollte vermieden werden. Beim Eingeben sollte der Hundehalter Handschuhe tragen um den Kontakt mit dem Chemotherapeutikum zu vermeiden. Auch hier können Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder Schlappheit auftreten. Wie oben schon beschrieben, sollten dies jedoch Ausnahmen bleiben. Erbrochenes oder auch Durchfall des Hundes sollten stets mit Handschuhen gesäubert und auf eine normale Handhygiene sollte geachtet werden. Weitere Sicherheitsvorkehrungen sind nicht zu treffen.

Cortison – Als letzter Weg?

Kommt eine Chemotherapie oder Tyrosinkinase-Inhibitoren nicht in Frage, ist eine Therapie mit Prednison empfehlenswert, da Cortison einen wachstumshemmenden Effekt auf Mastzellen hat.

Ergänzende medikamentelle Therapie

Neben diesen Behandlungsmöglichkeiten kann es sinnvoll sein, dem Hund parallel ein Antihistaminikum (Z. B. Emesan) zu geben und einen Magensäureblocker (z. B. Omeprazol). Dies soll die Ausschüttung der Botenstoffe hemmen bzw. die dadurch verursachten Reaktionen lindern.

Der Mastzelltumor beim Hund – Fazit

In der onkologischen Sprechstunde wurden uns leider sehr viele Hunde mit Mastzelltumoren vorgestellt. Und trotz dessen, das es sich hierbei um einen bösartigen Hauttumor handelt, konnte vielen Hunden geholfen werden. Viele blieben auch nach jahrelangen Nachkontrollen rezidiv frei, was natürlich wunderbar ist.

In der Tat kann eine Mastzelltumor in der Behandlung zeitaufwendig und kostenintensiv sein, aber dieser Gang lohnt sich bei diesem Tumor absolut.

Lediglich bei den Mastzelltumoren Grad III haben wir in der Klinik keine guten Erfahrungen gemacht und die Hunde überlebten trotz aller Maßnahmen nicht lange. Gott sei Dank, kam diese Form nur selten vor.

Hast du auch schon Erfahrungen mit dem Mastzelltumor gemacht? Vielleicht wurde dieser Tumor bei deinem Hund diagnostiziert?


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