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Der Hund deines Kundens hat in letzter Zeit deutlich abgenommen und du fragst dich warum? Hier erfährst du, welche Ursachen für plötzlichen Gewichtsverlust in Frage kommen können.
Die Körperform bzw. das Gewicht unserer Vierbeiner sagt viel über deren allgemeinen Gesundheitszustand aus.
Rassestandards geben Richtlinien, bezüglich des Gewichts vor, an denen man sich meist gut orientieren kann. Wer jedoch keinen Rassehund vor sich hat oder sich trotz Vorgaben unsicher ist, kann ganz einfach den Body Condition Score ermitteln.
Mein Tipp: Rate dem Besitzer seinen Liebling regelmäßig zu wiegen und notiere dir sein Gewicht. So fallen euch Schwankungen am ehesten auf und ihr könnt der Sache auf den Grund gehen.
Natürlich kann das Wiegen auch ein Tierarzt übernehmen.
Steht nun fest, dass der Hund plötzlich viel an Gewicht verloren hat, ist es wichtig zu wissen – Warum?
Futter ist nicht gleich Futter – hier liegt oft der Fehler
Im Fachhandel, aber auch im Supermarkt findet man viele verschiedene Fertigfutter. Die Auswahl ist oft so groß, dass es gar nicht so einfach ist, das richtige Futter zu finden.
Qualitativ unterscheiden sich diese meist gewaltig, wobei die meisten Hundebesitzer nicht wissen woran Sie ein hochwertiges Produkt erkennen. Deshalb habe ich dir einmal zusammengefasst, worauf es bei einem Qualitätsfutter ankommt:
Kauft dein Kunde gar kein Fertigfutter, sondern bereitet die Mahlzeiten selbst zu? – Diese Qualitätsmerkmale treffen natürlich auch auf BARF- oder Selbstgekochte Rationen zu.
Bekommt der Hund also qualitativ minderwertiges Futter, ist die ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen nicht gewährleistet. Dies kann schnell zu Unterversorgungen und schließlich Gewichtsverlust führen.
Doch nicht nur die Qualität des Hundefutters, sondern auch die Quantität ist von Bedeutung. Ist der tägliche Bedarf an Energie und Nährstoffen nicht gedeckt, wird der Hund unweigerlich an Gewicht verlieren.
Der Tagesbedarf ist von Hund zu Hund unterschiedlich und ist von Alter, Gewicht, Rasse, Aktivität und ggf. Erkrankungen abhängig.
Herkömmliche Fertigfutter haben meist eine aufgedruckte “Fütterungsempfehlung”, an der man sich als Hundehalter oder Berater orientieren kann. Bereitet dein Kunde die Rationen für seinen Liebling jedoch selbst zu, ist das ganze ein bisschen komplizierter. Zunächst ist es wichtig den individuellen Tagesbedarf korrekt zu berechnen und die Ration dann so zu gestalten, dass alle Nährstoffe bedarfsgerecht vorhanden sind.
Auch das Fütterungsmanagement spielt eine Rolle, wenn es zu plötzlichem Gewichtsverlust kommt. Lässt der Hund manchmal etwas von seinem Futter übrig? Oder scheint er mit einer Mahlzeit am Tag nicht zufrieden zu sein? Dann sollte die Fütterung seinen Bedürfnissen angepasst werden. Wird die Ration beispielsweise auf mehrere Mahlzeiten am Tag aufgeteilt, kann das die Akzeptanz, aber auch die Verdaulichkeit steigern.
Dein Hund verbraucht zu viel Energie – egal ob Zappelphilipp oder Hündin während der Trächtigkeit
Der Energiebedarf eines Hundes ist sehr individuell. Je nach Alter, Rasse, etc. wird dieser ermittelt. Ich habe dir hier mal eine Rechenformel dargestellt. Der Grundumsatz ist dabei die Energie, die ein Hund pro Tag umsetzt.
Der erwachsene Durchschnitts-Hund benötigt 1,7-mal den Grundumsatz an Energiezufuhr. Eine laktierende/trächtige Hündin, bzw. ein Arbeitshund benötigt 4-8-mal soviel. Der Unterschied ist also riesig!
Wenn diese Faktoren nicht beachtet werden, leiden die Hunde schnell an einer Unterversorgung und erscheinen abgemagert.
Je mehr der Hund leisten muss, desto mehr Energie sollte er über sein Futter zugeführt bekommen.
Auch bei gestressten/ängstlichen Hunden solltest du an eine Anpassung der Energiezufuhr denken.
Gesunde Zähne sind das A und O
Tut sich der Hund schwer beim Kauen? Lässt er regelmäßig Futter übrig und verliert somit an Gewicht?
Dann liegt es häufig an Zahnerkrankungen, wie Zahnstein, Zahnfrakturen oder anderen entzündlichen Prozessen im Maul-/Rachenraum. Der Hund verspürt dann, genauso wie wir, Schmerzen beim Kauen und lässt das Futter lieber übrig. So nimmt er nicht genug Nahrung auf und nimmt plötzlich ab.
Rate deinem Kunden deshalb zu einer gründliche Zahnhygiene – wie wird Zahnstein vorgebeugt und wie wird bereits Vorhandener rechtzeitig beseitigt.
Auch Schluckbeschwerden durch Entzündungen, Geschwüren oder Blockaden im Rachen bzw. der Speiseröhre können ursächlich für plötzlichen Gewichtsverlust sein. Manchmal bleiben Kauartikel, aber auch Stöcke oder Grannen an Engstellen im Rachen stecken. Der Hund hört lieber auf zu fressen, als Schmerzen beim Schlucken zu erleiden. Bei Verdacht muss auf jeden Fall der Haustierarzt aufgesucht werden – dieser kann das Ganze abklären.
Die Verdauung spielt verrückt!
Das Erste woran Hundebesitzer denken, wenn ihre Fellnase plötzlich viel an Gewicht verliert – “mein Hund hat bestimmt Verdauungsprobleme”. Oft liegen Sie damit gar nicht so falsch!
Zahlreiche Erkrankungen nehmen Einfluss auf die Verdauung und können somit Ursache von Gewichtsverlust sein.
Magengeschwüre
Ein typischer Befund sind Magengeschwüre. Diese entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen Magensäure und Eigenschutzmechanismen des Magens. Dabei wird nicht nur die Magenschleimhaut, sondern auch die darunter liegenden Muskelschichten stark beschädigt. Ursachen von Magengeschwüren sind z.B. Gabe von NSAIDs, Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen, Stress, Tumore, etc.
Das Hauptsymptom bei Magengeschwüren ist Blutverlust via Erbrechen bzw. Stuhl. Durch das Ungleichgewicht wird die Verdauung stark gestört. Die Nahrung wird nur unzureichend vorverdaut, was wiederum zu Gewichtsverlust führt. Oft wird das Allgemeinbefinden der Hunde gestört, was unter anderem mit Inappetenz einhergeht.
Chronischer Durchfall
Durchfall – ein immer wiederkehrender Begleiter eines jeden Hundebesitzers. Meist ist die Ursache harmlos; der Hund hat etwas Falsches gegessen oder war eben mal besonders gestresst. Ist der Durchfalll jedoch von Dauer und geht nicht mehr weg, weist dies auf ein meist entzündliches Geschehen im Darm hin.
Darmentzündungen (Enteritiden) sind keine Seltenheit. Die häufigsten Diagnosen lauten HGE bzw. AHE = Akute hämorrhagische Enteritis, sowie IBD = Inflammatory Bowel Disease/Chronische Dünndarmentzündung. Die Dünndarmschleimhaut ist dauerhaft entzündet und kann nicht wie gewohnt ihrer Aufgabe nachgehen.
Die Verdauung ist also enorm gestört, weshalb Nährstoffe nicht vom Körper aufgenommen und genutzt werden können. Bei langanhaltendem Durchfall magern die Hunde daher sehr schnell ab.
Parasiten
Da ist der Wurm drin… – Unsere geliebten Vierbeiner nehmen bei den täglichen Gassirunden, aber auch im heimischen Garten, Allerlei vom Boden auf. Dabei können verschiedenste Parasiten, wie z.B. Giardien, Kryptosporidien, Spul-, Haken-, Peitschen-, oder Bandwürmer in den Körper gelangen.
Von Giardien hat wahrscheinlich jeder, der in einem Hundeberuf arbeitet, schonmal gehört. Viele Hundeschulen etc. verlangen heutzutage einen negativen Giardien-Test, vor Aufnahme in das Programm. Die kleinen Parasiten sind überall verbreitet und wurden im Rahmen einer Studie bei 25% der europaweit getesteten Hunde gefunden.
Giardien sorgen für einen Abbau der wichtigen Darmschleimhautzellen, was zu einer starken Verdauungsstörung führt. Vor allem Welpen und Junghunde sind hiervon betroffen und verlieren dabei stark an Gewicht.
Bauchspeicheldrüsen-erkrankungen
Auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse kommen als Ursache infrage. Bei Pankreatitiden (Entzündungen der Bauchspeicheldrüse) ist meist das Allgemeinbefinden gestört. Die Hunde fühlen sich nicht gut und haben einen verminderten Appetit.
Noch dazu produziert die gesunde Bauchspeicheldrüse ein wichtiges Verdauungsenzym, das dem Dünndarm zugeführt wird – die Pankreaslipase. Diese kann im Krankheitsfall nicht hergestellt werden, weshalb die Fettverdauung stark beeinträchtigt wird. Unverdautes Fett wird mit dem Kot wieder ausgeschieden.
Leberprobleme
Die Leber ist ebenfalls ein Organ, das maßgeblich an der Verdauung beteiligt ist. Nimmt der Hund Nahrung auf, wandert diese zunächst in Magen und dann in den Darm. Alle Nährstoffe die während der Verdauung in das Blut aufgenommen werden, gelangen über die Pfortader in die Leberzellen. Diese verarbeiten diese dann weiter.
Ist die Leberfunktion gestört, können diese Nährstoffe nicht weiterverwendet werden und gehen verloren. Der Hund verliert auch hier schnell an Körpermasse.
Was es sonst noch sein könnte…
Endokrinologische Imbalancen, also ein hormonelles Ungleichgewicht kann sich ebenfalls negativ auf das Gewicht auswirken. Hier stehen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion im Vordergrund. Beide gehen mit Gewichtsverlust einher.
Futtermittelallergien kommen relativ häufig bei Hunden vor. Gehen diese mit Symptomen wie Erbrechen oder Durchfall einher, ist die Nährstoffaufnahme in Magen-Darm-Trakt gestört. Dies kann letztendlich zu einem Gewichtsverlust führen.
Wenn alles nichts hilft, ist leider auch an neoplastische bzw. tumoröse Ursachen zu denken. Diese können in Maul/Rachenraum, Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, sowie Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse auftreten. Dies sind alles Organe, die an der Verdauung teilhaben und somit Einfluss auf das Gewicht des Hundes nehmen.
Mein Fazit
Bemerkst du einen plötzlichen Gewichtsverlust bei einem Kundenhund, ist der direkte Weg zum Tierarzt die richtige Entscheidung. Die Ursachen sind so vielfältig, dass “Abwarten und Tee trinken” unter Umständen gefährlich werden kann.
Prüfe doch einmal das Fütterungsmanagement deiner Kunden, oder ob du Möglichkeiten der Verbesserung findest. Liegt das Problem jedoch woanders, sollte ein Tierarzt mal draufschauen.
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